Richard Strauss: Don Quixote, Don Juan, Till Eulenspiegels lustige Streiche; Oslo Philharmonic, Louisa Tuck, Cello, Vasily Petrenko; 1 CD Lawo LWC 1184; Aufnahme 10-12/2017, Veröffentlichung 10/2019 (76'27) - Rezension von Guy Engels

Nach dem scheinbaren Übermenschen widmet sich Vasily Petrenko in seiner jüngsten Einspielung von Strauss-Tondichtungen drei Antihelden: dem verblassten Ritteridealen hinterherhängenden Don Quixote, dem letztendlich unglücklichen Weiberhelden Don Juan sowie dem anarchischen Spaßmacher Till Eulenspiegel. Ihnen gemein ist ein Leben abseits der Konventionen und letztlich ein Scheitern an eben diesem Leben.

Vasily Petrenko hat für diese drei Strauss-Protagonisten den Taktstab zur Seite gelegt und den Pinsel ausgepackt. Mit feinem Strich porträtiert er seine Figuren, zeichnet nicht bloß ein Abbild der Wirklichkeit, sondern legt ihre vielen Gesichter offen.

Wenn uns Don Quixote ganz zu Beginn als der unbekümmerte, lustige, leicht verschrobene Ritter vorgestellt wird, so wird dem Zuhörer schnell klar, welche innere Widerstände der edle Rittersmann aushalten muss: das Schwanken zwischen Mut und Mutlosigkeit, zwischen Aufbruch und Resignation. Louisa Tuck verleiht diesem Don Quixote auf ihrem Cello eine wunderbar emotionale Stimme. Der spanische Edelmann ist im Grunde ein sympathischer Mensch, der im Leben allerdings nicht klar kommt.

Ähnlich ergeht es auch den beiden anderen Protagonisten – Don Juan und Till Eulenspiegel. Einmal mehr skizziert Vasily Petrenko Menschen aus Fleisch und Blut, die mit zum Teil großen inneren Widerständen zu kämpfen haben. Der Chef des Oslo Philharmonic bleibt seiner Linie treu: ein schlanker, transparenter und farbiger Orchesterklang ist sein Stilmittel. Die plastische Aufnahme tut das Ihrige dazu, dass man als Zuhörer mitten im Geschehen steht und nicht bloßer Betrachter ist.

After the Übermensch, the superman in Also sprach Zarathustra, Vasily Petrenko dedicates himself to three antiheroes: the struggling Don Quixote, the ultimately unfortunate womanizer Don Juan, and the anarchic joker Till Eulenspiegel. What they have in common is a life apart from conventions and ultimately a failure of their life.
Vasily Petrenko has set aside the baton for these three Strauss protagonists and unpacked the brush. He portrays his figures with a fine stroke, not merely drawing an image of reality, but revealing their many faces.
When Don Quixote is introduced to us at the very beginning as the carefree, funny, slightly eccentric knight, the listener quickly realizes what an resistance the noble knight must endure: the wavering between courage and despondency, between élan and resignation. Louisa Tuck gives this Don Quixote a wonderfully emotional voice on her cello. The Spanish nobleman is basically a sympathetic person who, however, does not get along very well in his life.
The other two protagonists – Don Juan and Till Eulenspiegel – have a similar situation. Once again Vasily Petrenko sketches people of flesh and blood, who sometimes have to struggle with great inner resistance. The Music Director of the Oslo Philharmonic remains true to his line: a slender, transparent and colourful orchestral sound is his stylistic way. The spacious recording does its bit to ensure that the listener stands in the middle of the action and is not merely an observer.

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