Transcriptions and beyond; Igor Strawinsky: Konzert für 2 Klaviere solo, Le Sacre du Printemps; Conlon Nancarrow / Mikhashoff: Sonatina; Arnulf Herrman: Hausmusik; Duo Takahashi, Björn Lehmann & Norie Takahashi Klavier; 1 CD Audite 97.708; 09/14 (70’52)

Rezension von Guy Engels:

Im Tennis gehören blindes Vertrauen und eine gemeinsame Spieltaktik zu den Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Doppel. Ähnliche Qualitäten braucht auch ein Klavierduo. Björn Lehmann und Norie Takahashi sind ein perfekt aufeinander abgestimmtes Doppel. Nur aus diesem Grund rechtfertigt sich der zweite Teil des CD-Titels denn auch vollauf. Die beiden Pianisten spielen nicht nur Transkriptionen, sie gehen darüber hinaus. Etwa im Stravinsky-Konzert, wo sie mit klugen Rubati immer wieder für innere Spannung sorgen.

Die gemeinsame Lektüre zeigt sich vor allem in den vielen Jazz-Rhythmen. Hier extemporiert das Duo phasenweise quasi Improvisationen, die nur in höchstem Einvernehmen möglich sind.

Die Nancarrow-Sonatina gestalten die beiden quirlig-nachdenklich, während sie die in Arnulf Herrmanns ‘Hausmusik’ explizite Unschärfen im Schwebezustand lassen. Die Bearbeitung des ‘Sacre du printemps’ – das letzte Werk in dieser grundsätzlich hervorragenden Einspielung – hätten wir uns lediglich noch einen Tick ekstatischer, wilder, leidenschaftlicher vorstellen können.

Rezension von Alain Steffen:

Mit Igor Stravinskys ‘Sacre du printemps’ wird der Käufer gelockt. Die Fassung für vierhändiges Klavier ist momentan sehr beliebt und die Interpretation des Duos Takahashi/Lehmann gehört zweifelsohne zu den gelungenen Versionen dieses Stücks. Die Aha-Erlebnisse allerdings werden dem ‘Sacre’ vorangestellt. Selbst wenn Conlon Nancarrows ‘Sonatine’ und Arnuf Herrmanns ‘Hausmusik’ schöne Beispiele moderner resp. zeitgenössischer Musik für vierhändiges Klavier sind, so ist es aber Stravinskys ‘Concerto per due pianoforti’, das auf dieser CD am meisten fasziniert. Zum einen, weil man dieses Stück relativ selten hört, zum anderen, weil die Interpretation einfach hervorragend ist und die beiden Pianisten kein Orchester vermissen lassen. Sie trauen sich, dieses Werk als ein sehr modernes Stück zu spielen, komplex, anspruchsvoll und mitreißend. Überhaupt ist es die Ernsthaftigkeit der beiden Künstler Nori Takahshi und Björn Lehmann, ihre Liebe zum Detail und zur Struktur sowie ihr Mut, zum größten Teil unbekannte Werke zu veröffentlichen, die diese CD hörenswert macht. Empfehlenswert in allen Hinsichten!

You will not buy this CD for the Sacre du Printemps, but for Stravinsky’s Concerto and Conlon Nancarrows Sonatine, two rarely played compositions which receive gorgeous interpretations from the Duo Takahashi/Lehmann.

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