Richard Wagner: Parsifal; Simon O’Neill (Parsifal), René Pape (Gurnemanz), Angela Denoke (Kundry), Gerald Finley (Amfortas), Willibard W. White (Klingsor), Robert Lloyd (Titurel), Royal Opera Chorus, Orchestra of the Royal Opera House, Antonio Pappano; Regie: Stephen Langridge; 2 DVDs Opus Arte OA 1158 D; Bild 16:9; Stereo & Surround; 2013 (270') – Rezension von Manuel Ribeiro

Wie alle religiösen Konzepte ist auch ‘Parsifal’ eine Mischung zwischen Innigkeit, Andacht, Erbauung und ‘religiösem Kitsch’. Das hat Stephen Langridge berücksichtigt. Aus dem Kreis der Menschheit am Beginn der Aufführung entwickelt sich, personifiziert in Parsifal, die Suche nach Erlösung, wie man die auch immer definieren will. Die Symbolik ist leicht verständlich, trotz der eher surreal verschlüsselten Optik, die oft für Verstörung sorgt.

Stephen Langridge inszeniert das Bühnenweihfestspiel als handfestes expressionistisches Drama. Ein Glaskasten im Mittelpunkt ist Kranken- und Verführungsbett des Amfortas, verbirgt den Gral und wird zum Spielort zwischen Kundry und Parsifal im 2. Akt. Säulen gibt es drum herum, mit einem blutroten Hintergrund nebst viel Schwärze. Einige Rückblenden im Glaskasten an entscheidenden Stellen lassen das Ganze durchaus spannend werden. Leider verfängt der Regisseur sich dann doch in Klischees. Willard Whites cooler Ledermantel etwa könnte vom Holländer und anderen Wagner-Helden getragen werden. Es gibt auch einige eher peinlich und kitschig wirkende Momente sowie einige Unklarheiten.

Antonio Pappano zelebriert (anders wie andere nicht deutsche Dirigenten) mit dem wundervoll klingenden Orchester den 1. und 3. Akt sehr breit, mit großen Steigerungen und monumentalen Höhepunkten, aber nicht immer spanungsvoll oder mit genügender Intensität. Im 2. Akt setzt er dann zu Beginn und Schluss auf dramatischen Kontrast mit fulminanten Streichern, während der Mittelteil dieses Aufzugs etwas abfällt. Allgemein dirigiert Pappano jedoch episch, poetisch, die Musik gut auslotend. Der Chor ist phantastisch.

Simon O‘Neill ist ein hellstimmiger Parsifal, am Anfang wohl nervös, dann zunehmend souveräner. René Pape in seiner Partie ist nach wie vor souverän, stimmschön, aber scheint sich doch etwas zurückzuhalten.

Angela Denoke bringt schauspielerisch wie stimmlich mehr Energie ein. Gerald Finley leidet stimmlich sehr nobel, schauspielerisch ist er leider exzessiv.
Insgesamt, aufgrund der sängerischen Leistungen und der zwar überwiegend modernen, aber leicht verständlichen Bühnenoptik, möglicherweise auch für eher traditionsorientierte Zuschauer interessant.

Presented as an expressionist drama this Parsifal has much to convince on the musical side.

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