Igor Stravinsky: Le Sacre du Printemps (Rekonstruierte Originalfassung von 1913 & finale Fassung von 1967); Interview mit David Zinman; Tonhalle Orchester Zürich, David Zinman; 2 CDs RCA 88430 95462; 6/13 (35’08 & 34’51 + Interview) - Rezension von Alain Steffen

Das Tonhalle-Orchester und David Zinman präsentieren auf dieser Doppel-CD Igor Stravinskys ‘Sacre du printemps’ sowohl in der rekonstruierten Originalfassung von 1913 wie auch in der vom Komponisten autorisierten finalen Fassung von 1967. Zudem enthält das Album ein äußerst interessantes Interview mit Zinman über die Unterschiede der beiden Fassungen. Nicht zu vergessen, das informative Booklet, das weit über die gängigen Allerweltserklärungen hinausgeht. Wer sich also für den ‘Sacre’ interessiert, dürfte hier auf seine Kosten kommen.

Musikalisch stehen Zinman und das Tonhalle Orchester den Referenzeinspielungen in nichts nach und behaupten sich durch ein sehr präzises und klangprächtiges Musizieren. Ein Sonderlob geht an die Aufnahmetechnik, die hier wahre Wunder vollbringt und den Sacre in einer selten zu hören Plastizität erklingen lässt. Das Orchesterbild ist zugleich messerscharf und sehr räumlich eingefangen, so dass der Hörer die vielen Strukturen der Musik sehr gut wahrnehmen kann. Zinman bringt Musik und Orchester zum Atmen, so dass beide Versionen des ‘Sacre’ wie ein lebendiger Organismus wirken.

Welche der Fassungen man nun vorzieht, ist sicherlich Geschmackssache. Ich selbst war von der ursprünglichen Kraft der Originalfassung sehr angetan, wenngleich Stravinsky diese Fassung von 1913 mehrmals revidiert und verbessert hat. Selbst wer etliche ‘Sacre’-Interpretationen in seiner Sammlung hat, sollte diese Züricher Produktion nicht unbeachtet lassen.

Das Tonhalle-Team beweist mit dieser Veröffentlichung, wie innovativ, phantasievoll und qualitativ hochwertig man selbst altgediente Klassiker neu in Szene setzen kann. Prädikat: Pädagogisch und musikalisch äußerst wertvoll!

Opposing the first and the last version of Stravinsky’s Sacre du Printemps, David Zinman and the Tonhalle Orchestra make kind of a pedagogical work. But their performances have nothing academic. Both versions are performed in lively interpretations of high quality.

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