Sergei Prokofiev: Klavierkonzert Nr. 2; Piotr Tchaikovsky: Klavierkonzert Nr. 1, Haochen Zhang, Klavier,  Lahti Symphony Orchestra, Dima Slobodeniouk; 1 SACD BIS 2381; Aufnahmen 01 + 03/2018, Veröffentlichung 07/2019 (66'29) – Rezension von Remy Franck

Als einen Kampf der Giganten inszenieren Dima Slobodeniouk und Haochen Zhang den ersten Satz des Zweiten Klavierkonzerts von Sergei Prokofiev. Ein starkes Orchester gegen einen starken Pianisten. Wow! Das geht unter die Haut, zumal die Kraft nie zur Show wird, und Zhangs Ton auch im Fortissimo voll-rund und nie knallig klingt. Nicht weniger spannend ist das Scherzo, hoch virtuos und von drängender, mitreißender Kraft, sehr farbig dazu. Die wechselnden Stimmungen in den beiden letzten Sätzen ergeben eine durchgehende Kette von Anfällen und Ruhepausen, meist ekstatisch, immer brillant und musikalisch, nie zirzensisch.

Ein Kritiker sagte von Prokofiev, er habe wohl stählerne Finger, stählerne Muskel und er sei überhaupt ein reines Stahlunternehmen. Haochen Zhang hat bei allem Stahl auch einen kräftigen Farbpinsel und er weiß sein Spiel auch dynamisch gut zu nuancieren. Das Orchester aus Lahti liefert dazu einen ungemein dichten, brodelnden Orchestermantel, in dem sehr viel passiert. Sehr spannungsvoll und packend!

In Tchaikovskys Erstem Klavierkonzert ist Zhangs Ansatz sehr rhetorisch und sein Spiel ungemein phantasievoll, wobei es manchmal so recherchiert klingt, dass es in Sachen Agogik und Dynamik gefährlich nahe an die Grenze des guten Geschmacks kommt. Aber viele seiner Ideen sind doch raffiniert und spannend. Im Orchester bringt der Dirigent einiges zu Gehör, was in dieser Färbung nicht gängig ist. Und so ist das Tchaikovsky-Konzert trotz einiger Manierismen packend, nicht zuletzt wegen des vibrierenden Temperaments des Solisten und seines perfekten Zusammenspiels mit dem Orchester.

Die Tonaufnahme stellt das Klavier sehr präsent quasi über das kompakt und voll, aber transparent klingende Orchester. Wer es sich erlauben kann, die Aufnahmen relativ hoch auszusteuern wird das physische Klangerlebnis, das heißt die akustische Kraft der Musik, das Schallereignis im ganzen Körper spüren.

In this recording, the first movement of Sergei Prokofiev’s Second Piano Concerto is kind of a battle of the giants. A strong orchestra against a strong pianist. Wow! This gets under your skin, especially since the power never becomes a show and Zhang’s tone always sounds full and round. No less exciting is the scherzo, highly virtuosic and urgent, with a lot of colours. With a mix of wild and calm passages the last two movements are mostly ecstatic, always brilliant and musical, never circus-like. Beyond his controlled force, Haochen Zhang impresses with colours and well nuanced dynamics. The Lahti Symphony provides an incredibly dense and rich sound. Very exciting and gripping! In Tchaikovsky’s First Piano Concerto, Zhang’s approach is very rhetorical and his playing incredibly imaginative, although in terms of agogics and dynamics it sometimes comes dangerously close to the limits of good taste. But many of the pianist’s ideas are refined and exciting. In the orchestra, the conductor reveals details that are not common. And so, despite some mannerisms, the Tchaikovsky Concerto is gripping, not least because of the soloist’s vibrant temperament and his perfect interplay with the orchestra.  The recording is first rate too.

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