Florian Krumpöck
(c) Philipp Horack

Nach einer exzellenten und jahrelangen Aufbauarbeit durch den ehemaligen Chefdirigenten David Reiland ist das Orchestre de Chambre du Luxembourg (OCL) nun ein qualitativ hochwertiger Klangkörper, der einen Vergleich mit anderen Kammerorchestern nicht mehr zu scheuen braucht, meint Alain Steffen in seiner Konzertkritik.

Das bewies das erste Konzert unter dem neuen Chefdirigenten Florian Krumpöck, einem international angesehenen Dirigenten und Pianisten, der genau im richtigen Moment zu kommen scheint. Krumpöck gehört zu den Dirigenten, die stark am Musikantischen interessiert sind und die Werke aus der Tradition her beleuchten. Das Programm des ersten Konzerts im gutbesetzten großen Saal der Philharmonie war lang, abwechslungsreich und durchgehend spannend.

Im ersten Konzertteil konnte man die ganz selten gespielten Konzerte für 3 resp. 2 Klaviere KV. 242 und KV. 365  von W.A. Mozart erleben, und das in einer musikalisch einwandfreien Interpretation, wenn auch die drei Klaviere nicht optimal ausgewogen erklangen. Krumpöck, Jean Muller und David Ianni (KV. 242) interpretierten die beiden Konzerte mit größter Virtuosität und bester Spiellaune. Florian Krumpöck spornte das OCL zu einer Höchstleistung an, so dass man sich diese beiden Konzerte interpretatorisch kaum besser vorstellen konnte.

Nach der Pause hörte das Publikum dann das Auftragswerk ‘The Cloud of Unknowing’ von David Ianni. Wer den Komponisten Ianni kennt, der war nicht überrascht, hier eine wohlausbalancierte, schöne und meditative Musik zu hören, die durch ihre angenehme und leichtverständliche Sprache aber eher dem Bereich Filmmusik zuzuschreiben ist.

Der Höhepunkt des Abends war die Aufführung der von Brian Newbould fertiggestellten 7. Symphonie von Franz Schubert, die hier als luxemburgische Erstaufführung stattfand und eine Integrale der Schubert-Symphonien einläutete. Es war ein typischer Schubert (kein Wunder, Schubert selbst hatte das Particell fertiggestellt und auch die Instrumentation bestimmt), aber ein Schubert des Übergangs. Während insbesondere der 1. Satz bereits auf die ‘Unvollendete’ und sogar auf die Große C-Dur-Symphonie hinwies, besaßen die beiden Schlusssätze noch immer die Virtuosität und Verspieltheit des vom Komponisten geschätzten italienischen Stils.

Florian Krumpöck erwies sich als werkkundiger Interpret, der es verstand, musikantische, dramatische und strukturelle Elemente zu einem überzeugenden Ganzen zu bündeln und einen absolut authentischen Schubert-Klang mit seinen Musikern zu zaubern. Das OCL spielte den ganzen Abend über auf allerhöchstem Niveau und bot sowohl bei Mozart wie auch bei Schubert viel spielerische und klangliche Qualität. Und mit Florian Krumpöck am Pult scheint nun eine neue und sehr vielversprechende Ära angebrochen zu sein.

 

  • Pizzicato

  • Archives