Benjamin Britten: Les Illuminations + Serenade für Tenor, Horn, Streicher + Nocturne für Tenor, 7 obligate Instrumente & Streicher; Andrew Staples, Tenor, Christopher Parkes, Horn, Swedish Radio Symphony Orchestra, Daniel Harding; 1 CD Harmonia Mundi HMM 902267; Aufnahme 2021, Veröffentlichung 19.08.2022 (74'07) – Rezension von Uwe Krusch

Les Illuminations und die Serenade sind zwei Beispiele für orchestrale Liederzyklen, in denen Britten wegen der für ihn erdrückenden Atmosphäre musikalisch aus seiner Heimat England geflohen war. Mit genussvoll ausgebreiteten Melodiebögen in gewissermaßen italienischer Manier setzt er die ihn auszeichnende lyrisch-melodische Begabung in Töne, gleichzeitig seine Abenteuerlust manifestierend.

Das Nocturne war Brittens vierter und letzter Zyklus mit Orchesterliedern. Alma Mahler gewidmet zeigen die Themen Schlaf und Dunkelheit sowohl eine Nähe zur Serenade wie auch formal ein Unterschied besteht, da das Nocturne als durchgehendes Stück erschaffen wurde. Immer wieder auftauchende Figuren und der Kontrast zwischen C und Des spiegeln ruhige und unruhige Aspekte des Schlafs wider.

Die Serenade und Nocturne sind original für Tenor geschrieben. Les Illuminations, für hohe Singstimme, alternativ Sopran oder Tenor gesetzt, wird hier ebenfalls von dem Tenor Andrew Staples interpretiert. Britten hat durchaus unterschiedliche Lieder zu Zyklen zusammengefasst und damit den Interpreten auch die Aufgabe zugespielt, hier mit verschiedenen Mitteln die diversen Stimmungen auszuleuchten. Staples gelingt es, eine große und weite Bandbreite an Schattierungen und Farben erklingen zu lassen. Von eher verträumten Momenten bis zu diesseitig formulierten Passagen reicht das. Naturgemäß kann er sich sprachlich ohne Abstriche einbringen.

Chris Parkes hat nach Positionen bei führenden Orchestern in London nun die Stelle des Solo Hornisten beim Schwedischen Radio Symphonieorchester inne. Hier zeigt er sein Können in der Serenade.

Mit Staples zusammen agieren die Streicher des Schwedischen Radio Symphonieorchesters, die von Daniel Harding geleitet werden. Am stimmungsreichsten gelingt es den Streichern um Daniel Harding, die Seele der Lieder auszudrücken. Hier reicht die Palette vom feinen Solo bis zum vollen, aber nicht pastosen Tutti, vom verinnerlichten Hauchen bis zu sensibel zupackenden Gestaltungen. Hier zeigt sich, dass Harding und das Orchester zu Recht ihre eigene Bedeutung in diesen Liedern erkennen und das auch äußerst ansprechend zu erkennen geben.

Les Illuminations and the Serenade are two examples of orchestral song cycles in which Britten had musically fled his native England because of the atmosphere that was oppressive to him. With pleasurably spread melodic arcs in a kind of Italianate manner, he sets the lyrical-melodic talent that distinguished him to music, at the same time manifesting his love of adventure.

The Nocturne was Britten’s fourth and last cycle of orchestral songs. Dedicated to Alma Mahler, the themes of sleep and darkness show both a closeness to the Serenade and a formal difference, since the Nocturne was created as a continuous piece. Recurring figures and the contrast between C and Des reflect quiet and restless aspects of sleep.

The Serenade and Nocturne are originally written for tenor. Les Illuminations, set for high voice, alternatively soprano or tenor, is also interpreted here by the tenor Andrew Staples. Britten has combined quite different songs into cycles and thus also entrusted the interpreters with the task of illuminating the various moods with different means. Staples succeeds in making a large and wide range of shades and colors resound. This ranges from rather dreamy moments to worldly formulated passages. Naturally, he is able to contribute linguistically without any cutbacks.

Chris Parkes, after positions with leading orchestras in London, now holds the position of principal horn with the Swedish Radio Symphony Orchestra. Here he shows his skills in the Serenade.

Performing with Staples are the strings of the Swedish Radio Symphony Orchestra, conducted by Daniel Harding. The strings around Daniel Harding succeed most in expressing the soul of the songs. Here the palette ranges from fine solo to full but not pasty tutti, from internalized breathing to sensitively gripping shaping. It is evident here that Harding and the orchestra rightly recognize their own importance in these songs and do so extremely appealingly.

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