Ermanno Wolf-Ferrari: I Gioielli della Madonna; Natalia Ushakova, Susanne Bernhard, Kyungho Kim, Peter Maly, Chor des Slowakischen Nationaltheaters, Slowakisches Radio-Symphonieorchester, Friedrich Haider; 2 CDs Naxos 8.660386-87; Live 12/2015, Veröffentlichung 05/2016 (122'51) – Rezension von Remy Franck

Kaum eine andere quasi vergessene Oper ist in den letzten Jahren so oft in Europa und in den USA aufgeführt worden als Ermanno Wolf-Ferraris ‘I Gioielli della Madonna’, die 1911 in Berlin unter dem Titel ‘Der Schmuck der Madonna’ uraufgeführt wurde. Und Naxos ist mit dieser Gesamtaufnahme aus der Slowakei dem Label cpo voraus, das ebenfalls eine Aufzeichnung angekündigt hat, und zwar die einer Freiburger Produktion unter Fabrice Bollon.

Die Oper spielt in Neapel, während des Marienfestes. Hier entwickelt sich eine Dreiecksbeziehung. Der Schmied Gennaro ist in Maliella verliebt, die ihrerseits den religiös-sozialen Zwängen ihrer Familie entkommen möchte und sich im Verlaufe der Oper dem lokalen Chef der Camorra, Rafaele, an den Hals wirft. Rafaele schwört, aus Liebe zu Maliella sogar den Schmuck der Madonna zu stehlen. Die abergläubische Maliella ist entsetzt. Gennaro seinerseits wird nicht müde, Maliella vor dem Gangster zu warnen. Als Maliella ihm spottend erzählt, Rafaele sei doch ein richtiger Kerl, und er wolle für sie den Schmuck der Madonna stehlen, reift in Gennaro der Gedanke, mit dieser Tat Maliella für sich zu gewinnen, obschon sie, wie wir erfahren, seine Halbschwester ist. Als schließlich die Juwelen auf ihrem Tisch liegen, gerät die junge Frau in Trance und gibt sich Gennaro hin, glaubt aber, er sei Rafaele. Später, noch immer verwirrt, gesteht sie das dem Rafaele, der sie daraufhin verwirft. Am Ende begehen Gennaro und Maliella Selbstmord.

Wolf-Ferrari hat die etwas abstruse und nicht ganz glaubwürdige Geschichte in eine handwerklich solide, veristische Musik gekleidet, deren Anklänge an Mascagni und Puccini ebenso wenig zu überhören sind als die neapolitanische Folklore.

Friedrich Haider hat die opulente, oft laute Musik gut im Griff, er dirigiert spannungsvoll und mit viel Gespür für italienischen Sound. Die Besetzung ist auf der Männerseite recht gut. Kyungho Kim kriegt den italienischen Tonfall gut hin und singt stimmlich akzeptabel, obschon gepresste Töne nicht ausbleiben. Daniel Capkovic singt einen mehr oder weniger überzeugenden Rafaele. Natalia Ushakovas Maliella jedoch ist eher unausgeglichen, sie hat kein besonders schönes Stimmtimbre und ihr Sopran ist auch öfters überfordert. Mir fehlt es vor allem an stimmlicher Flexibilität. Noch weniger angenehm ist die Stimme von Susanne Berhard, die die Rolle von Gennaros Mutter Carmela singt.

Die zwei Dutzend kleinen Rollen sind von sehr schlecht bis gut besetzt. Der Chor singt etwas undifferenziert und vor allem laut, das Orchester bemüht sich redlich.

Nach dem Radiomitschnitt einer Aufführung unter Alberto Erede in London, die von Bella Voce auf CD veröffentlicht wurde, ist dies die erste reguläre Veröffentlichung der Oper und trotz ihrer unüberhörbaren Schwächen ist sie definitiv attraktiv und empfehlenswert wegen des reichen musikalischen Materials, das Wolf-Ferrari in bester veristischer Art verarbeitet hat.

With an abstruse triangle plot over the background of a Marian festival in Naples, Ermanno Wolf-Ferrari’s opera The Jewels of the Madonna comprises a lot of appealing veristic music. Friedrich Haider’s account of this truly attractive opera is stylish and vivid, even though neither the ensemble nor the soloists are entirely convincing. However, since it is the first official recording of the opera, every opera fan should be eager to discover the music.

 

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