Kullervo, eine Suite von fünf Tondichtungen, kannte bei der Uraufführung 1892 einen großartigen Erfolg, doch der Komponist zog das Werk dennoch zurück, weil er fand, es passe nicht zu seinem sich entwickelnden Personalstil.
Jede der fünf Tondichtungen behandelt einen Abschnitt aus Kullervos Leben, so wie es im finnischen Nationalepos Kalevala erzählt wird. Nur der dritte und der fünfte Teil enthalten Gesang, der dritte mit Solisten und Chor, der fünfte nur mit Chor.
Erst Paavo Berglund hat die Aufmerksamkeit der Musikwelt Anfang der 1970er Jahre erneut auf Kullervo gelenkt, und danach widmeten sich auch etliche andere Dirigenten dem Stück, Segerstam, Salonen, Neeme und Paavo Järvi, Vänskä, Saraste sowie Colin Davis.
Jetzt es Hannu Lintu mit dem Finnischen Radioorchester eingespielt. Er dirigiert die einzelnen Sätze der Suite (Einleitung, Kullervos Jugend, Kullervo und seine Schwester, Kullervo geht in den Krieg und Kullervos Tod) spannungsvoll und mit opulentem Klang, der sich im gut ausbalancierten Surround-Sound schön entfalten kann. Sehr gut gelingt im dritten Satz das dramatische Wechselspiel zwischen Solisten, Chor und Orchester. Die Tempi sind straff und das ganze Werk dauert nur 72 Minuten, was dem Durchschnitt entspricht.
Johanna Rusanen gelingt es sehr gut, die Frustration von Kullervos Schwester zum Ausdruck zu bringen. Ihr Bruder Ville beeindruckt als Kullervo durch die Intensität seiner Darstellung. Wegen der Intensität des Orchesterspiels und des Chorgesangs stellt Kullervos Tod einen Höhepunkt der Aufnahme dar.