Jean Sibelius: Kullervo op. 7; Johanna Rusanen, Ville Rusanen, Finnish Radio Symphony Orchestra, Estonian National Male Choir, The Polytech Choir, Hannu Lintu; 1 SACD Ondine ODE13385; Aufnahme 08/2018, Veröffentlichung 10/2019 (72'28) – Rezension von Remy Franck

Kullervo, eine Suite von fünf Tondichtungen, kannte bei der Uraufführung 1892 einen großartigen Erfolg, doch der Komponist zog das Werk dennoch zurück, weil er fand, es passe nicht zu seinem sich entwickelnden Personalstil.

Jede der fünf Tondichtungen behandelt einen Abschnitt aus Kullervos Leben, so wie es im finnischen Nationalepos Kalevala erzählt wird. Nur der dritte und der fünfte Teil enthalten Gesang, der dritte mit Solisten und Chor, der fünfte nur mit Chor.

Erst Paavo Berglund hat die Aufmerksamkeit der Musikwelt Anfang der 1970er Jahre erneut auf Kullervo gelenkt, und danach widmeten sich auch etliche andere Dirigenten dem Stück, Segerstam, Salonen, Neeme und Paavo Järvi, Vänskä, Saraste sowie Colin Davis.

Jetzt es Hannu Lintu mit dem Finnischen Radioorchester eingespielt. Er dirigiert die einzelnen Sätze der Suite (Einleitung, Kullervos Jugend, Kullervo und seine Schwester, Kullervo geht in den Krieg und Kullervos Tod) spannungsvoll und mit opulentem Klang, der sich im gut ausbalancierten Surround-Sound schön entfalten kann. Sehr gut gelingt im dritten Satz das dramatische Wechselspiel zwischen Solisten, Chor und Orchester. Die Tempi sind straff und das ganze Werk dauert nur 72 Minuten, was dem Durchschnitt entspricht.

Johanna Rusanen gelingt es sehr gut, die Frustration von Kullervos Schwester zum Ausdruck zu bringen. Ihr Bruder Ville beeindruckt als Kullervo durch die Intensität seiner Darstellung. Wegen der Intensität des Orchesterspiels und des Chorgesangs stellt Kullervos Tod einen Höhepunkt der Aufnahme dar.

Kullervo, a suite of five tone poems, was a great success at its premiere in 1892, but the composer withdrew the work because he felt it did not correspond to his evolving personal style. Each of the five tone poems deals with a part of Kullervo’s life, as told in the Finnish national epos Kalevala. It was Paavo Berglund who first drew the attention of the music world to Kullervo in the early 1970s, and then a number of other conductors also conducted the piece.
Now Hannu Lintu recorded it with the Finnish Radio Orchestra. His account is exciting and has an opulent sound, which can unfold beautifully in the well-balanced surround recording. In the third movement the dramatic interplay between soloists, choir and orchestra is very successful. The tempos are tight and the whole work lasts only 72 minutes, which corresponds to the average.
Johanna Rusanen succeeds very well in expressing the frustration of Kullervo’s sister. Her brother Ville impresses as Kullervo by the intensity of his performance. Because of the intensity of the orchestral playing and the choral singing, Kullervos death represents a climax of the recording.

  • Pizzicato

  • Archives