Axel Köhler, Intendant der Oper Halle, hat aus Protest gegen die Kürzung der Kulturförderung seine Stelle aufgegeben. Dies teilte er am Mittwoch in einem Schreiben an Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand mit. Die Landesförderung Sachsen Anhalts für sein Theater ist in diesem Jahr statt wie bisher zwölf nur noch neun Millionen Euro. Hier ist Köhlers offener Brief:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Wiegand,
in Ihrer Funktion als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle bitte ich Sie, im Vorfeld der Sitzung des Aufsichtsrates am 24.04.2014, in welcher über die eventuelle Verlängerung der Verträge der Künstlerischen Leiter befunden werden soll, die nachstehenden Zeilen zur Kenntnis zu nehmen:
Vor knapp einem Jahr wurden die Absichten der Landesregierung Sachsen Anhalts öffentlich, einige Theater in unserem Bundesland mit finanziellen Kürzungen zu konfrontieren, die bei tatsächlichem Eintritt tiefgreifende Verluste für das kulturelle Angebot der in den betroffenen Städten lebenden Menschen vorausschaubar wer- den ließen und die für zahlreiche Mitarbeiter dieser Theater das berufliche Ende markieren würden.
Seither wurden viele Protestaktionen durchgeführt, monatelang wurden an die Landesregierung mahnende, fordernde, bittende und vor allem aufklärende Worte gerichtet in Form von Demonstrationen und einer Volks- initiative mit dem Ziel, diese willkürlich verhängten finanziellen Kürzungen zu verhindern und einen vernünftigen Konsens zu finden, der auf einer inhaltlich geführten Debatte gründet.
Dies wurde leider nicht erreicht, da seitens des Landes Sachsen Anhalt an einem solchen Dialog wohl keinerlei Interesse besteht.
Inzwischen ist es beschlossene Sache, dass die TOOH in den kommenden Jahren einen Weg der ‘Strukturanpassung’ vor sich hat, der mit einem erheblichen Personallabbau einhergehen wird.
Am 13.06.2013 habe ich in einem Interview der MZ gegenüber geäußert, dass ich nicht zum Totengräber des Ensembles der Oper Halle werden würde, und mit dem Wort Ensemble meine ich nicht nur die Kollegen, die unmittelbar auf der Bühne und im Orchestergraben zu erleben sind. Dieser Satz gilt nach wie vor.
In diesem Sinne protestiere ich persönlich auf die mir einzig mögliche Weise gegen eben diesen Weg, den die Kulturpolitik des Landes Sachsen Anhalt den Theatern Eisleben, Dessau und Halle aufzwingt.
Ich bin nicht bereit, Strukturanpassungsmaßnahmen dieser Art mit zu tragen und stehe deshalb nach 30-jähriger künstlerischer Tätigkeit in dieser Stadt und an diesem Haus für eine Verlängerung meines Vertrages als Intendant und Künstlerischer Leiter der Oper Halle nicht zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,
Axel Köhler
Halle, den 09.04.2014