Amilcare Ponchielli: La Gioconda; Eva Marton (Gioconda), Placido Domingo (Enzo), Matteo Manuguerra (Barnaba), Ludmila Semtschuk (Laura) Kurt Rydl (Alvise), Margarita Lilowa (La Cieca) u.a., Chor und Orchester der Wiener Staatsoper, Adam Fischer; Inszenierung & Ausstattung: Filippo Sanjust
♪ - Giacomo Meyerbeer: L’Africaine; Placido Domingo (Vasco da Gama), Shirley Verrett (selika), Ruth Ann Swenson (Ines), Justino Diaz (Nelkusko), San Francisco Opera, Maurizio Arena
3 DVDs Arthaus Musik 109 327; Bild 4:3; Stereo; 1986 + 1988, Neuveröffentlichung 03/2017 (169‘ + 194’) – Rezension von Norbert Tischer & Alain Steffen

Inquisition, Gift und eine Scheintote – selbst ein eher bewahrender Kopf wie Hanslick hatte damit Probleme. In Ponchiellis ‘Gioconda’ fand er nur ‘das alte Theater-Gerümpel’. Auch 1986 hatte sich daran nichts geändert. Zumindest für Filippo Sanjust, der damals die ‘Gioconda’ in Wien herausbrachte. Sein Mut ist auch heute noch zu bewundern. Denn er hatte nichts zu sagen, jedenfalls nichts, was Hanslicks Urteil widerlegen würde. Dass Sanjust scheinbar nur daran interessiert gewesen ist, die szenischen Anforderungen der Entstehungszeit authentisch auf die Bühne zu bringen, mag der Verismo-Fan noch hinnehmen. Aber warum erfährt man nichts über die emotionalen Verstrickungen der Protagonisten? Doch Ponchiellis herrliche Musik tröstet über vieles hinweg! Eva Marton und Placido Domingo singen mit Leidenschaft und Energie. Ob man den Figuren damit allein schon gerecht wird? Das gequetschte Näseln von Matteo Manuguerra als Barnaba, und der steife Alviso von Kurt Rydl bessern die ohnehin bedenkliche Gesamtleistung nicht gerade auf. Denn die Sänger werden von den Wiener Philharmonikern unter Adam Fischer nur lustlos begleitet, manchmal sogar mit eklatanten Fehlern.

Es fällt schwer, einen Grund zu finden, warum man sich das Ganze antun sollte; vielleicht wegen Ludmilla Semtschuk? Ihre Laura wirkt authentisch, spielt mit farblichen und dynamischen Kontrasten.

Bei Meyerbeers ‘L’Africana’ sieht es noch schlimmer aus. Die amerikanischen Opernhäuser sind ja bekannt für ihre katastrophalen Inszenierungen, aber hier glaubt man sich in einen billigen italienischen Sandalen-Filme der Sechzigerjahre zurückversetzt.

Die Personenregie ist ebenso inexistent wie ein dramaturgisches Konzept; die Aufführungen werden somit zu einer Farce ihrer selbst. Sind die Sänger noch zum Teil zu ertragen – Domingo und Verrett verkaufen sich aber hier deutlich unter Wert – so macht das unsägliche Orchesterspiel der Freude ganz schnell ein Ende. Meyerbeers ‘L’Africaine’ wird von dem absolut talentlosen Maurizio Arena in Grund und Boden dirigiert.

Arthaus calls this album ‘Best wishes from Placido Domingo’. Not hard to imagine what kind of wishes it could be. Wishes for a speedy recovery, maybe. Any serious opera lover will need them, because there is a lot of suffering here, in both the music and the staging. Don’t misunderstand: Domingo is great in both operas, but unfortunately he is not able to rescue the rest of the productions.

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