Mehr von Auber

Nach der ersten Folge von Ouvertüren des französischen Komponisten Daniel-François-Esprit Auber (Rezension) bringt Naxos nun die zweite CD mit denselben Interpreten heraus, der Tschechischen Kammerphilharmonie Pardubice unter Dario Salvi. Sie enthält neben den Rossini-ähnlichen Ouvertüren auch noch Zwischenaktmusiken und das Violinkonzert in D-Dur. Die Zwischenaktmusiken sind alle sehr kurz, dauern zwischen einer und anderthalb Minuten und bieten somit nicht den Rahmen für musikalische Entwicklungen. Außerhalb des Operngeschehens sind sie eigentlich recht frustrierend…Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee war, diese kurzen Häppchen ins Programm aufzunehmen. Das von Cherubini hoch gelobte Violinkonzert beginnt mit einem nichtssagenden Allegro ma non troppo. Das Andante und das Presto sind charakteristischer und werden auch von Marketa Cepicka ansprechend gespielt. (Naxos 8.574006) – ♪♪♪

Liebe und Tod im Quartett
Mit dem Thema Liebe und Tod (Love and Death) setzt sich das Navarra String Quartet auf einer CD von Orchid auseinander. Turinas La Oracion del Torero, Kurtags Ligatura Y, Puccinis Crisantemi, Janaceks Erstes Quartett und Schuberts Der Tod und das Mädchen werden in ausdrucksstarken und hoch intensiven, klanglich scharfen Interpretationen vorgelegt. Die packende Wirkung wird weniger durch tiefschürfende Emotionen als vor allem durch Spannung und Intensität erreicht. (Orchid Classics ORC100135) – ♪♪♪♪

Savall mit Beethoven in der Kirche
Jordi Savall nennt seine Gesamtaufnahme der Beethoven-Symphonien, von der jetzt das erste Set mit den Symphonien Nr. 1-5 erschienen ist, ‘Beethoven Revolution’. Nun, so revolutionär Beethoven auch selber gewesen sein mag, so wenig revolutionär ist Savalls Interpretation. Es gibt spannendere Aufnahmen, auch wenn das Spiel des Concert des Nations durchaus gut klingt, nicht abrasiv, sondern warm und füllig. Der Klang der Streicher ist rund und konsistent und bei den Bläsern fasziniert vor allem das Holz. Die Tempi sind alert, die orchestrale Balance ist vorzüglich. Aber all das ist nichts Besonderes, und weil die Aufnahme aus der Collégiale St. Vincent in Cardona (Katalonien) etwas zu hallig ist, der orchestralen Feinnuancierung von Savall direkt entgegenwirkt und die Bassklänge oft unangenehm verdickt, bleibt diesem Set von uns aus eine Empfehlung verwehrt. (Alia Vox AVSA99379)  – ♪♪♪

Romberg, für Harfe und Cello
Bernhard Romberg (1767-1841), einst als ‘Paganini des Violoncellos’ bezeichnet, Quartett- und Duopartner von Ludwig van Beethoven, komponierte etliche Sonaten für Klavier und Cello und drei für Harfe und Cello, die er 1803 als Opus 5 veröffentlichte. Diese drei charmanten Kammermusikstücke werden mit dieser Produktion als Ersteinspielungen vorgelegt. Die beiden ungarischen Künstlerinnen Zsuzsanna Aba-Nagy und Zsuzsa Szolnoki haben diese Sonaten jetzt für Gramola eingespielt. Die Harfenistin überzeugt mit einem feinen Spiel, die Cellistin hat aber etwas Mühe mit dem sehr eigenwilligen Cellopart und belastet das Ohr mit einem nicht lupenrein intonierten, aber sehr lyrischen, wenn auch vielleicht zu vorsichtigen Musizieren. (Gramola 99216) – ♪♪♪

Effektvolle Symphonik
Vom in Kanada lebenden tatarischen Komponisten Airat Ichmuratov dirigiert Jean-Philippe Tremblay an der Spitze des Orchestre de la Francophonie die Symphonie op. 55 (The Ruins of an Ancient Fort) sowie die Ouvertüren Maslenitsa und Youth. Die drei Kompositionen Ichmouratovs sind der Filmmusik nahe, man kann sie auch als spätromantische Programmmusik bezeichnen, mit viel Déjà entendu. Die Musik ist brillant und effektvoll, tonal und in ihrem einfachen, um nicht zu sagen trivialen Layout  für jeden zugänglich, der opulente Symphonik nicht zu schweren Kalibers mag. Die Interpretationen des Orchestre de la Francophonie sind hervorragend. (Chandos 20182) – ♪♪♪♪

Scarlatti-Oratorium in hervorragender Darbietung
Das Oratorium Il Martirio di Santa Teodosia von Alessandro Scarlatti thematisiert das Martyrium der Heiligen Teodosia aus Tyrus, die als bekennende Christin vom römischen Statthalter von Cäsarea, Urbanus, hingerichtet wurde. Das französische Ensemble Les Accents präsentiert unter der Leitung von Thibault Noally die Ersteinspielung des Vokalwerks. Es ist eine ausdrucksvolle, vitale und durchgängig spannende Einspielung, in der die französische Sopranistin Emmanuelle de Negri die Rolle der Titelheldin mit ihrem klaren und fein artikulierenden Sopran ganz hervorragend singt. Nicht weniger beeindruckend sind Emiliano Gonzalez Toro, Renato Dolcini und Anthéa Pichanick. Für Freunde von seltener Vokalmusik empfehlenswert. (Aparté AP232) – ♪♪♪♪♪

Vogelschwarm im Cembalo
Der kanadische Cembalist Luc Beauséjour hat unter dem Titel Le Rappel des Oiseaux ein Programm mit kurzen Stücken aus dem 18. Jahrhundert aufgenommen, mit Stücken, die sich auf Vögel beziehen, darunter Werke von Jean-Philippe Rameau (Le rappel des oiseaux, La Poule), François Couperin (Le rossignol en amour, La linotte effarouchée, Le gazouillement), Louis-Claud Daquin (Le coucou), Jean-François Dandrieu (Le Concert des Oiseaux). Luc Beauséjour überzeugt mit einem farbigen und stimmungsvollen Spiel (Analekta AN 2 8797) – ♪♪♪♪

Rossini-Oratorium in mittelmäßiger Aufführung
Naxos veröffentlicht die Liveaufnahme der Rossini-Kantate Le Nozze di Teti e di Peleo mit den nicht besonders klangreinen Virtuosi Brunensis unter Pietro Rizzi, dem exzellenten Gorecki-Chor aus Krakau und den Solisten Leonor Bonilla (sehr gut), Eleonora Bellocci (säuerlich), Mert Süngü (ausreichend gut) und Joshua Stewart (nicht zufriedenstellend). Mit der Chailly-Aufnahme mit Cecilia Bartoli und Juan Diego Florez kann es diese Produktion nicht aufnehmen (Naxos 8.574282) – ♪♪

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