Interessantes Gitarren-Programm
Mit einem weitgestreckten Programm vom 18. bis zum 21. Jahrhundert zeigt der deutsche Gitarrist Jonas Khalil sein Talent als Interpret, als Arrangeur und als Komponist. Besonderes Interesse verdienen seine eigene Suite Apunes, eine kraftvolle Hommage an Leo Brouwer, und die feinfühlig transkribierte und gespielte Cello-Serenade von Hans Werner Henze (Hänssler Classics HC20004) – ♪♪♪♪

Freischüz aus Essen
Oehms Classics veröffentlicht den Livemitschnitt von Carl Maria von Webers Freischütz aus dem Aalto-Theater Essen. Von Tomas Netopil mit behäbigen Tempi eher als farbig-romantische denn als dramatische Oper dirigiert, zeigt die Aufnahme ein gutes Niveau mit entsprechender Ensembleleistung. Hervorzuheben sind die Darbietungen von Jessica Muirhead als Agathe und vor allem von Tamara Banjesevic als Ännchen. Im Gesamtkatalog der Aufnahmen dieser Oper hat dieser Livemitschnitt aber keine Relevanz. (Oehms Classics OC 988) –  ♪♪♪

Vier Stunden Flötensonaten
Der Flötist Jed Wentz und Michael Borgstede (Cembalo, Hammerklavier) sowie Job ter Haar (Violoncello) spielen die Flötensonaten des Franzosen Jean-Daniel Braun (1703-1738). Ganze vier CDs sind gefüllt mit den Flötensonaten op. 1 Nr. 1-6, op. 5 Nr. 1-6,  op. 7 Nr. 1-6 sowie den Solo-Suiten. Melodischen Erfindungsreichtum kann man den Sonaten nicht absprechen und Jed Wentz ebenso wenig eine immer wieder beeindruckende technische Meisterschaft. Dennoch, auf Dauer ermüdet das Ganze, weil es einfach zu viel und zu wenig abwechslungsreich ist. Aber man muss ja auch nicht alle Sonaten hintereinander hören. (Brilliant Classics 95764) – ♪♪♪♪

Barocke Tragödie
Wer seine Kenntnisse über die französische Barockoper erweitern will, kann das auf hohem Niveau mit der Tragödie Jephté von Michel Pignolet de Montclair tun, welche David Witczak, Adriána Kalafszky, Katia Velletaz, Judith van Wanroij, Tassis Christoyannis, Clément Debieuvre, Thomas Dolié, David Witzcak, Zachary Wilder und Chantal Santon Jeffery mit dem Orfeo Orchestra sowie dem Purcell Choir unter György Vashegyia aufgenommen haben. Das Werk, das auf dem alttestamentlichen Buch der Richter beruht, handelt vom Richter Jehpta, bekannt durch das Gelübde, seine Tochter zu opfern, das er gegenüber JHWH, dem Gott Israels, ablegte. Die 1732 uraufgeführte Oper war ein sofortiger Erfolg. Sie wurde in Paris  über hundert Mal aufgeführt. Die Rolle von Iphise wird von der exzellenten Chantal Santon Jeffery übernommen, Tassis Christoyannis singt die Titelrolle mit expressiver Gestaltung. Gute chorische und orchestrale Leistungen und eine wohl dimensionierte, gut ausbalancierte Tonaufnahme tragen zum guten Eindruck bei, den die Aufnahme hinterlässt. (Glossa GCD 924008) – ♪♪♪♪

Merlin und Schubert
Passage Eclair des 1982 geborenen Komponisten Raphaël Merlin koppelt Alpha mit dem Schubert-Oktett. Es spielt ein vorwiegend französisch zusammengesetztes Ensemble mit Pierre Fouchenneret und Shuichui Okada (Geige), Marc Desmons (Viola), Yan Levionnois (Cello), Yann Dubost (Kontrabass), Nicolas Baldeyrou, Klarinette, Julien Hardy, Fagott und David Guerrier (Horn). Das Merlin-Stück hat zwei energetische Ecksätze und eine langsame Pavane, die von den acht Musikern engagiert gespielt werden. Insbesondere in den Ecksätzen gefällt ein sehr elastisches Spiel. Das Ensemble bietet danach eine an sich einwandfreie und gradlinige Interpretation von Schuberts Oktett. Hier wird sehr sorgfältig musiziert, nicht durchgehend inspiriert (d.h. von  phantasievoll bis zu phantasielos), dafür aber mit Klangschönheit und technischer Brillanz. (Alpha 623) – ♪♪♪

Schwermütige Kunst der Fuge
Die Salzburg Chamber Soloists unter Christoph Schlüren haben bei Aldilà Records Johann Sebastian Bachs Die Kunst der Fuge BWV 1080 aufgenommen. Die Produktion zeichnet sich dadurch aus, dass erstmals die Schlussfuge sowohl in ihrer unvollendeten Originalgestalt als auch in drei Vollendungen aufgeführt wird, jenen von Donald Francis Tovey (1931), Karl Hermann Pillney (1937) und Kalevi Aho (2011). Die erste CD enthält die elf großen Fugen und die unvollendete Schlussfuge mit abschließendem Choral. Die zweite CD wird mit den zwei vierstimmigen Spiegelfugen eröffnet, worauf die drei Vollendungen folgen, mit den dazwischen eingefügten Fugen über das B-A-C-H-Thema von Robert Schumann und Reinhard Schwarz-Schilling. In begleitenden Texten geht von einer kantablen Gestaltung die Rede, was beim Hören auch nachvollziehbar ist. Aber mir hat das keine Freude bereitet. Sehr langsame Tempi und eine kompakte Tonaufnahme zeigen Bach als schwermütigen Komponisten. Klanglich kann man die Musik auf dieser CD am besten mit einer klebrigen Masse vergleichen. Da ziehe ich doch andere Interpretationen vor, die dieses Opus spannender, aufgefächerter, und vor allem lockerer und tänzerischer werden lassen. Wie sagte doch Bach-Spezialist Carlo Hommel: Bach muss tanzen. Und das tut der brummige Bach aus dieser Einspielung nicht. (Aldila ARCD 009) –  ♪♪

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