Sachlicher Schumann
Eine Schumann-CD von Klarthe heißt L’Hermaphrodite, und Laurianne Corneille spielt darauf Gesänge der Frühe, op. 133 und die Kreisleriana op. 16. Brillante Technik und seriöse Musikalität kommen diesen Partituren zugute, hörbar bestimmt vom Willen, alles Sentimentale und Dramatische zu vermeiden. Dies ist ein unkomplizierter, unsentimentaler Ansatz, der Sachlichkeit der romantischen Schwärmerei vorzieht. (Klarthe K094) – ♪♪♪

Mini-Präludien und andere Miniaturen
Die 24 Präludien und Fugen für Klavier des britischen Komponisten Howard Skempton dauern alle zwischen 39 Sekunden und einer Minute 14 ». Gespielt werden sie hier neben Three Nocturnes, Reflections und Images von William Howard, dem Widmungsträger der Präludien. Die anderen Stücke sind ebenfalls sehr kurz, so dass es auf der CD immerhin 58 Tracks gibt. Klangökonomie kennzeichnet sämtliche Stücke aus, und viele von ihn hören einfach auf, ohne wirklich fertig zu sein. Allesamt sind die Werke zart und klar, dabei aber stimmungsvoll, so dass das Exerzitium 72 Minuten lang zuzuhören einer Läuterung gleichkommt. (Orchid Classics ORC100116) – ♪♪♪♪

Minimalistisch, aber fein differenziert
Orange Mountain Music präsentiert ein neues Album, Musical Offering, des Pianisten Feico Deutekom, mit Klavierarrangements und Originalwerken von Philip Glass. Deutekom, der seit langem mit Philip Glass zusammenarbeitet, kann die minimalistische und spätminimalistischen Stücke so spielen, dass sie nie langweilig werden. In anderen Worten, er bringt es fertig, dass diese minimalistischen Stücke in denen ja eigentlich musikalisch nicht viel passiert, durch subtile Differenzierung den Hörer bei der Stange halten. (Orange Mountain Music 6052) – ♪♪♪♪

Klar und flüssig
Die französische Pianistin Alexandra Lescure spielt Sonaten von Domenico Scarlatti, Joseph Haydn (Nr. 46) und Wolfgang Amadeus Mozart (KV 332). Das Spiel von Lescure zeichnet sich durch eine große Klarheit und Direktheit sowie eine feine und transparente Artikulation aus. Das flüssige Spiel gefällt, ohne wirklich nachhaltig zu beeindrucken. (Ilona Records LR 920 87 56) – ♪♪♪♪

Nicht im Spitzenpeloton
Stephen Cleobury und der Chor des King’s College, Cambridge, haben die Matthäuspassion schon 2011 aufgenommen. Jetzt gibt es eine Neuaufnahme von 2019, entstanden kurz vor dem Tod des Dirigenten. Es ist eine wohl intimistisch angedachte, aber letztlich müde Interpretation, der es viel an Dynamik fehlt. Weder der Chor, noch die Akademie für Alte Musik können auf Dauer die Aufmerksamkeit des Zuhörers aufrechterhalten. Auch die Solisten bleiben blass. Der Evangelist wirkt pathetisch, Mathew Rose ist ein sympathischer Jesus, vielleicht sogar zu sympathisch. Die Sopranistin Sophie Bevan kämpft mit den unteren Lagen und die übrigen Herren, David Alsopp, Mark Le Brocq und William Grant haben auch Mühe ihrem anspruchsvollen Part gerecht zu werden. Wie schon für die Johannespassion (Rezension) bleibt Cleobury auch für die Matthäuspassion außerhalb des Spitzenpelotons. (KGS0037) – ♪♪♪

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