Lieder auf Texte von Emily Dickinson
Emily Dickinson ist eine Liederplatte gewidmet, die die britische Sopranistin Nadine Benjamin zusammen mit der Pianistin Nicole Panizza aufgenommen hat. Die Komponisten, die ihre Lieder vertont haben, Aaron Copland, Luigi Zaninelli, Juliana Hall, Sylvia Glickman und Ella Jarman-Into, bedienten ein breites Spektrum des Schaffens der amerikanischen Dichterin. Mit ihrer warmen und weitgestreckten Stimme gelingen der Sängerin beeindruckende Darstellungen des zum Teil nicht einfachen Repertoires. Sie kann die einzelnen Lieder gut differenzieren und findet auch für die einzelnen Komponisten immer einen individuellen Ton. Die Textverständlichkeit ist gut, störend ist hin und wieder etwas zu viel Vibrato in der Stimme. Nicole Panizza begleitet höchst einfühlsam. (Stone Record 5060192192780854) – ♪♪♪♪

Ning Feng mit virtuosen Violinkonzerten
Ning Feng spielt auf der CD Virtuosismo die Violinkonzerte Nr. 1 von Nicolo Paganini und Nr. 4 von Henri Vieuxtemps mit dem Orquesta Sinfonica del Principado de Asturias unter Rossen Milanov. Ning Feng spielt auf seiner Stradivari sehr virtuos, aber auch gefühlvoll, wenn es darauf ankommt. Das Orchester begleitet korrekt, nur wäre generell ein leichterer, transparenterer Orchesterklang nützlich gewesen. (Channel Classics CCS 40719) – ♪♪♪

Schubert ohne inneres Drama
Francesco Piemontesi spielt Schuberts letzte Klaviersonaten (Nrn. 19-21, D. 958, 959, 960). Es ist ein Schubert, der sehr professionell interpretiert wird und transparent klingt, mit kräftigen Kontrasten. Aber das innere Drama spürt man nicht wirklich in diesen Interpretationen. (Pentatone Classics PTC5186742) – ♪♪♪

Trompetenkonzerte von …. Johann Sebastian Bach
Der Trompeter Matthias Höfs hat Cembalokonzerte von Johann Sebastian Bach als Trompetenkonzerte bearbeitet, da der Komponist keine Konzerte für dieses Instrument geschrieben hat. Zusammen mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen spielt er faszinierend virtuos, leicht und tänzerisch, so dass man die Originalmusiken ob dieser konzertanten Brillanz schnell vergisst. (Berlin Classics 0301305BC) –  ♪♪♪♪♪

Als Franz von Assisi dem Sultan Al Malik begegnete…
Vor 800 Jahren, im Jahr 1219, reiste Franz von Assisi mit dem 5. Kreuzzug nach Damietta. Ziel war, Weltfrieden zu erlangen und den religiösen Dialog anzuregen. In Sultan Al Malik fand er jemanden, der seine Ansichten teilte. Unter dem Titel The Saint and the Sultan ruft das Pera Ensemble diese Begegnung mit Musik des Mittelalters zwischen Orient und Okzident in Erinnerung. Das ist ebenso interessant wie attraktiv dargeboten! (Berlin Classics 0301383BC) – ♪♪♪♪♪

Jordi Savall und Mozart
Jordi Savall hat mit Le Concert des Nations Mozarts Symphonien Nr. 39-41, also die drei letzten, sowie die Maurerische Trauermusik KV 477 aufgenommen. Es sind gute Aufnahmen, mit einem warmen und runden Klang und sehr wachem Musizieren. Gleichzeitig verhindert die hallige und basslastige Akustik der Collégiale de Cardona klare Konturen und scharfe Transparenz. Deswegen und weil musikalisch über das Gute hinaus nichts wirklich Herausragendes vorhanden ist, sind die Aufnahmen von eher geringem Interesse. (Alia Vox AVSA9934) –  ♪♪♪

Abgespulter Shostakovich
Nach dem Motto schnell, glatt und laut spulen Gianandrea Noseda und das London Symphony Shostakovichs Vierte Symphonie ab. Was der Italiener alles an Klangfiguren und feiner Rhetorik beim Dirigieren vergessen hat, wie wenig er der genialen Orchestrierungskunst des Komponisten gerecht wird, was ein bloß lauter Klang gegenüber einem vollen, wirklich reichen und bedeutungsvoll ausformulierten Klang bedeutet, merkt man im Vergleich dieser Neuaufnahme mit jener von Dimitrij Kitajenko mit dem Gürzenich Orchester Köln. Die LSO-SACD kann man getrost vergessen (LSO0832) – ♪♪

Gut, aber nicht konkurrenzfähig
Martin Helmchen und das Deutsche Symphonieorchester Berlin unter Andrew Manze legen bei Alpha zwei durchwegs gute und streckenweise auch spannende Aufnahmen der Klavierkonzerte Nr. 2 und 5 von Ludwig van Beethoven vor. Sie enthalten auch sehr persönliche, manchmal sogar extreme Formulierungen vonseiten des Pianisten, kommen aber, wenn es um Geschlossenheit und Konsequenz der Ideen angeht, weder beim Solisten noch beim Orchester an die rezente Gesamtaufnahme der Beethoven-Konzerte mit Jan Lisiecki heran https://www.pizzicato.lu/lisiecki-mit-beethoven-als-hatte-das-licht-toter-sterne-uns-gerade-eben-erreicht/  (Alpha 555) – ♪♪♪

Anti-Trump-Sprechchöre inklusive
Nicht George Gershwins Preludes, die das Programm der neuen CD von Adam Swayne eröffnen oder Morton Goulds Boogie Woogie Etude, die es beschließt, sondern Frederic Rzewskis North American Ballads, Amy Beth Kirstens ‘speak to me’ und vor allem Kevin Malones The People Protesting Drum Out Bigly Covfefe sind sozialpolitische bez. direkt politische Stücke. Sprechchöre von Anti-Trump-Demonstrationen stellen das gesamte Material der Malone-Komposition dar, die 2017 von Adam Swayne in Auftrag gegeben wurde. Liveaufnahmen solcher Sprechchöre sind auch in der letzten Minute des Stücks im Original hören. Dass musikalischer Aktivismus auch musikalisch sein kann, zeigt Swayne in seinen Interpretationen, die insbesondere bei Gershwin und Rzewski neben Rhythmik auch Gefühle mit ins Spiel bringen. (Coviello Classics COV1818) – ♪♪♪♪

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