‘Eroica’ mit bewegendem Trauermarsch
Warum eine weitere Aufnahme von Beethovens ‘Eroica’? Nun, weil sie Myung-whun Chung sehr gut dirigiert, sehr fein, sehr detailreich, aber vor allem wegen des zweiten Satzes, einer sehr innigen, tief bewegenden Marcia funebre. Diese 16 Minuten lohnen sich ganz besonders in einer Aufnahme, die auch in den drei anderen Sätzen vollauf überzeugt, nicht nur wegen des klugen Disponierens von Chung, sondern auch wegen des herausragend guten Musizierens der Dresdner Staatskapelle. Insbesondere die liebevolle, sehr differenzierte Gestaltung des Finalsatzes verdient noch erwähnt zu werden. (Profil PH15080)  –  ♪♪♪♪♪

Oper einer Popsängerin
Oehms Classics veröffentlicht einen Mitschnitt der Oper ‘Vespertine’ der isländischen Popsängerin Björk, die am Nationaltheater Mannheim entstand. Es ist eine Adaptation einer Platte der Künstlerin durch das sogenannte Trio ‘Himmelfahrt Scores’ um den Komponisten Jan Dvorak, das die zwölf Titel des Albums bearbeitet und mit Zwischenspielen versehen hat. Den Kritiken der Aufführungen in Mannheim zufolge hing der Erfolg der Musik eng mit der angeblich wunderbaren Inszenierung zusammen. Die fehlt natürlich hier, und das macht das Ganze musikalisch etwas monoton, so sehr sich die Ausführenden auch um das Stück bemühen. (OC 978) – ♪♪♪

Brillante Bernstein-Bearbeitungen und ein gutes Trio von Benjamin Attahir
‘Something In Between’ nennt das Trio Zadig seine neue CD bei Fuga Libera, mit einer schmissigen Interpretation der von Bruno Fontaine für Klaviertrio transkribierten ‘Candide’-Ouvertüre von Bernstein, gefolgt von der faszinierend gestischen und atmosphärischen ‘A West Side Story Fantasy’. Da ist Fontaine ein kleines Transkribierungs-Meisterwerk gelungen, und die Zadigs spielen hinreißend. Das schillernd-spannende Klaviertrio ‘Asfar’ von Benjamin Attahir führt zu jenem von Maurice Ravel, das dieser zu Kriegsbeginn komponierte und dessen Schrecken der Komponist etwas ganz besonders Schönes und raffiniert Heiteres gegenüberstellen wollte, mit drei rhythmisch beschwingten Sätzen und einer reflektiven Passacaille, die von den Zadigs zart-poetisch gespielt wird. Doch die CD ist attraktiv vor allem wegen der Bernstein-Transkriptionen und des tollen Trios von Attahir. (FUG748) – ♪♪♪♪

Ballett am Klavier
Der 1991 geborene britische Pianist Alexander Ullman spielt Klavierfassungen von Auszügen aus russischen Balletten (Nussknacker, Petrushka, Aschenputtel und Feuervogel). Es ist ein gefälliges Programm, höchst charmant dargeboten von einem Pianisten, der mit einem sehr feinen, kultivierten und immer leichten Anschlag nach Farben und dynamischen Möglichkeiten sucht, um die Musik eloquent werden zu lassen (Rubicon RCD1029) – ♪♪♪♪

Uninspirierte Shostakovich-Interpretationen
Eine gut gespielte, aber in der Interpretation nur an der Werkoberfläche navigierende Fünfte Shostakovich liegt Mark Elder mit dem ‘Hallé Orchestra’ auf dem Hauslabel Hallé vor. Die Tiefe, die andere Dirigenten in diesem Werk erreicht haben, bleibt bei Elder unergründet. Die vier ‘Pushkin-Romanzen’ zeigen nicht viel mehr Inspiration, und der Solist, der britische Bass James Blatt, will mir mit seiner vibratoreichen Stimme auch nicht wirklich gefallen, zumal seine Stimme auch noch sehr weit nach vorn platziert ist. Kein Must aus Hallé (HLL 7550) – ♪♪

Saxophon-Virtuose
Freunde von Musik für Saxophon werden viel Gefallen finden an der CD ‘Lilith & Lulu’ des österreichischen Saxophonisten Andreas Mader, am Klavier begleitet von Christos Papandreopoulos. Sie beginnen ihr Programm mit einer faszinierenden Auslotung der ‘Lilith’-Suite von William Bolcom. Es folgen ‘Nocturnes’ von Nadir Vassena, ‘Portrait of Lilith’ von Sam David Wamper sowie Arrangements von Alban Bergs ‘Vier Stücken’ und zwei Auszügen aus ‘Lulu’. In allen Kompositionen glänzt Mader mit einer phänomenalem Beherrschung des Klangs, und zusammen mit dem Pianisten gelingen ihm faszinierend spannende Interpretationen (7 Mountain Records 7MNTN.015) – ♪♪♪♪♪

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