Tales from Norway; Krishna Nagaraja: Stringar für Streichquartett; A Norwegian Suite für Hardanger Fiddle; Krishna Nagaraja, Hardanger Fiddle, Meta4 (Antti Tikkanen, Minna Pensola, Violine, Atte Kilpeläinen, Viola, Tomas Djupsjöbacka, Cello); 1 CD Challenge Classics CC72914; Aufnahme 05.2021, Veröffentlichung 06.05.2022 (55'34) – Rezension von Uwe Krusch

In Tales from Norway werden musikalische Geschichten aus norwegischen Traditionen von Krishna Nagaraja in neue Kompositionen verwandelt, die sich keinem Genre zuordnen lassen und damit ein breiteres Konzept von zeitgenössischer Musik in einem hybriden Territorium anstreben.

Das Streichquartett Stringar widmet sich in jedem seiner drei Sätze einer Ausprägung der norwegischen Volksmusik. Diese werden im Sinne des Komponisten sinnstiftend mit Elementen aus unterschiedlichen Richtungen synthetisiert. Dazu gehören europäische Kunstmusik, indische Rhythmen, progressiver Metal und improvisatorische Parzellen. Alte Traditionen werden auch in A Norwegian Suite aus dem abgeschiedenen Setesdal-Tal erzählt. Geschichten von Natur und magischen Wesen erklingen. Diese Erzählung ist dem verletzlichen und jenseitigen Klang der Hardangerfiedel anvertraut.

Für die Interpretation der norwegischen Suite hat der Komponist, der u. a. auch noch Geiger ist, die Hardangerfiedel ergriffen und spielt die Suite mit entspannter Spannung und frischem Impetus. Ohne Mühe bringt er die in der Volksmusik anklingende positive Lebensstimmung, ebenso zu Gehör wie er sozusagen im Sinne der Kunstmusik das Instrument beherrscht. Wenn er dann im Takt dazu stampft, dann spiegelt das zwar das Volkstümliche des Tanzbodens, wirkt aber beim Hören der CD zunächst so, dass Störgeräusche von außerhalb eindringen. Die besondere Bauweise dieses lokalen Instruments mit mitschwingenden Resonanz- unter den Spielsaiten führt zu einem charakteristischen Klang, der allein schon die norwegische Musik prägt. Aus der Volksmusik kommend, hat dieses Instrument auch in die Musik des Konzertsaals Eingang gefunden, etwa bei Edvard Grieg in der kompletten Fassung des Peer Gynt.

Das Quartett Stringar wird vom gut zwei Jahrzehnte bestehenden Ensemble Meta4 aus Finnland dargeboten. Mit ihrer Spielfreude und Experimentierfreudigkeit bei gleichzeitiger klassischer Qualität lässt sich kaum ein Ensemble denken, dass dieses Werk gekonnter spielen könnte. Sie loten die die vielen Aspekte des Werkes nach allen Richtungen aus und gestalten es dennoch musikalisch als Einheit, die die verschiedenen Stränge untrennbar zusammenführt. Trotzdem zeigen sie auch alle Einzelheiten und skulptieren die Genres in der Komposition so, dass sich die eingewobenen Elemente nachvollziehen lassen. Auch ihnen gelingt eine direkt ansprechende Lesart, die den Konzertsaal ebenso beleben kann wie es ungeniert auf dem Dorfplatz erklingen könnte.

Trotz der diversen Genres, die Nagaraja einbaut, gelingt es ihm, strukturiert ansprechende Musik zu gestalten, die man auch wiederholt hören kann. Er vermeidet also eine Beliebigkeit, die schnell zu Ermüdung beim Hören führen würde.

In Tales from Norway musical stories from Norwegian traditions are transformed by Krishna Nagaraja into new compositions that cannot be assigned to any genre and thus strive for a broader concept of contemporary music in a hybrid territory.
The string quartet Stringar devotes each of its three movements to Norwegian folk music. These are synthesized in the composer’s sense with elements from different directions. These include European art music, Indian rhythms, progressive metal and improvisational plots. Ancient traditions from the secluded Setesdal Valley are also told in A Norwegian Suite. This narrative is entrusted to the vulnerable and otherworldly sound of the Hardanger fiddle.
For the interpretation of the Norwegian suite, the composer, who is also a violinist, has taken up the Hardanger fiddle and plays the suite with relaxed tension and fresh impetus. Without effort, he conveys the positive mood of life, which is echoed in the folk music, just as he masters the instrument, so to speak, in the sense of art music. When he then stomps to the beat, this reflects the folkiness of the dance floor, but at first, when listening to the CD, it seems that some noise from outside is intruding. The special construction of this local instrument, with resonating strings underneath the playing strings, results in a characteristic sound that already for itself characterizes Norwegian music. Originating in folk music, this instrument has also found its way into the music of the concert hall, for example in Edvard Grieg’s complete version of Peer Gynt.
The quartet Stringar is performed by the ensemble Meta4 from Finland. With their joy of playing and experimentation while maintaining a classical quality, it is hard to think of an ensemble that could play this work more skillfully. They finely differentiate the many aspects of the work, yet musically shape it as a unity that brings the various strands inseparably together. Nevertheless, they also show all the details and sculpt the genres in the composition in such a way that the elements woven in can be traced. They also succeed in a directly appealing reading that can enliven the concert hall as much as it could be unabashedly heard in the village square.
Despite the diverse genres that Nagaraja incorporates, he manages to create structured appealing music that can be listened to repeatedly. He thus avoids arbitrariness, which would quickly lead to listening fatigue.

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