Eventyr; Geirr Tveitt: Eolsharpa; Christian Sinding: Sonate; Alf Hurum: Eventyrland; Edvard Grieg: Ballade; Christian Grøvlen, Klavier; 1 SACD 2L 163; Aufnahme 11/2019, Veröffentlichung 04/2021 (o.A.) – Rezension von Remy Franck

Der 31-jährige norwegische Pianist Christian Grøvlen hat ein ganzes norwegisches Klavierprogramm zusammengestellt, das neben Griegs bekannter Ballade auch weniger häufig zu hörende Werke enthält. Dazu zählt Eolsharpa von Geirr Tveitt.

Nils Tveitt, der später den Vornamen Geirr annahm, wurde 1908 geboren und starb 1981. In seiner norwegischen Heimat war er zu Lebzeiten bereits ein bewunderter Klaviervirtuose und Komponist, aber erst seit einigen Jahren findet sein vielfältiges Werk weltweites Interesse. Tveitt schrieb nicht weniger als 32 Klaviersonaten, sechs Klavierkonzerte und zahlreiche Orchestersuiten. Sein Schicksal als Komponist aber ist umso tragischer, da er die meisten seiner Manuskripte verlor, als sein Bauernhof, auf dem er zurückgezogen lebte, im Juli 1970 von einem Feuer zerstört wurde.

Tveitt hat bei Honegger, Schmitt, Wellesz und Villa-Lobos studiert, aber seine Tonsprache richtet sich vor allem an den Klängen seines Heimatlandes und der emotionalen Virtuosität eines Rachmaninov aus. Das findet sich auch in seiner Eolsharpa, einem gut viertelstündigen, kontrastreichen Werk, in dem Christian Grøvlen sowohl schöne als auch kräftige Klänge aufspürt.

Der norwegische Komponist Christian Sinding lebte von 1856 bis 1941 und schrieb eine hochromantische Musik. Er war in seiner Heimat nach dem Krieg lange geächtet, weil er angeblich kurz vor seinem Tod, als er schon stark dement war, der norwegischen Nazi-Partei beitrat. Neuere Forschungen haben jedoch gezeigt, dass der Antrag auf Beitritt zu der Partei nie von Sinding selbst unterschrieben wurde, und dass er « unfreiwillig als Mitglied registriert wurde. » Doch bis heute leidet sein Ruf unter diesem Umstand. Seine dreisätzige Klaviersonate op. 91 ist ein starkes Stück, sehr kontrastreich und klangvoll. Grøvlen spielt sie brillant und mit guter Dynamik. Er kann sowohl die Kraft der Musik als auch, vor allem im Andante, das Poetische davon zum Ausdruck bringen.

Alf Thorvald Hurum (1882-1972) studierte bei Max Bruch in Berlin, und danach in Paris, wo er von Debussy beeinflusst wurde. Seine Frau stammte aus Honolulu, und er lebte dort von 1924-27, baute das kleine Orchester von dreißig Mitgliedern zu einem vollwertigen Symphonieorchester aus und dirigierte es in der Saison 1924-25. 1934 ließ er sich dort dauerhaft nieder und konzentrierte sich auf sein anderes Kunstgebiet, die Malerei.

Die  Suite Eventyrland (Märchenland) komponierte er 1920. In diesen sechs Stücken mit Schneelandschaften, Unwettern, Prinzessinnen und Trollen ist Grøvlens Spiel nuancenreich und farbig, kann aber auch die großen dramatischen Kontraste hervorheben.

Von Grieg Ballade gibt der Pianist eine sehr unmittelbare wirksame, aber vielleicht doch nicht genügend differenzierte Interpretation. Dennoch ist diese tontechnisch sehr gut bediente CD allein schon vom Programm her interessant, das norwegische Klaviermusik in zuverlässigen Interpretationen zu Gehör bringt.

Norwegian pianist Christian Grøvlen, 31, has put together an entire Norwegian piano program that includes Grieg’s well-known Ballade as well as less frequently heard works.
The first work is Eolsharpa by Geirr Tveitt. Nils Tveitt, who later adopted the first name Geirr, was born in 1908 and died in 1981. He was already an admired piano virtuoso and composer in his native Norway during his lifetime, but it is only in recent years that his diverse oeuvre has been attracting worldwide interest. Tveitt wrote no fewer than 32 piano sonatas, six piano concertos and numerous orchestral suites. His fate as a composer, however, is all the more tragic because he lost most of his manuscripts when his farm, where he lived in seclusion, was destroyed by fire in July 1970.
Tveitt studied with Honegger, Schmitt, Wellesz, and Villa-Lobos, but his tonal language is oriented primarily toward the sounds of his homeland and the emotional virtuosity of a Rachmaninov. This can also be found in his Eolsharpa, a quarter-hour work rich in contrasts, in which Christian Grøvlen points out both beautiful and powerful sounds.
The Norwegian composer Christian Sinding lived from 1856 to 1941 and wrote highly romantic music. He was long ostracized in his homeland after the war because, allegedly, shortly before his death, when he was already severely demented, he joined the Norwegian Nazi party. However, recent research has shown that the application to join the party was never signed by Sinding himself, and that he was « involuntarily registered as a member. » Yet to this day his reputation suffers from this circumstance.His three-movement Piano Sonata, Op. 91, is a strong piece, very rich in contrast and sound. Grøvlen plays it brilliantly and with good dynamics. He can express both the power of the music and, especially in the Andante, its poetic side.
Alf Thorvald Hurum (1882-1972) studied with Max Bruch in Berlin, and then in Paris, where he was influenced by Debussy. His wife was from Honolulu, and he lived there from 1924-27, developing the small orchestra of thirty members into a full symphony orchestra and conducting it during the 1924-25 season, settling there permanently in 1934 and concentrating on his other field of art, painting. He composed the suite Eventyrland (Fairyland) in 1920, and in these six pieces featuring snowy landscapes, storms, princesses and trolls, Grøvlen’s playing is nuanced and colorful, but also able to bring out the great dramatic contrasts.Of Grieg’s Ballade, the pianist gives a very immediately effective but perhaps insufficiently differentiated interpretation. Nevertheless, this very well recorded release is quite attractive with its program of Norwegian piano music in reliable interpretations.

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