A Kind of Wind, Nicolas Prost & Guests; Werke von Adams, Part, Connesson, Legrand, Berlioz, Franck, Gaubert, Hindemith, Thomas, Jolivet, Villa Lobos, Beffa; Nicolas Prost, Saxophon, Misaki Baba, Laurent Wagschal, Delphine Armand, Klavier, u.a.; 1 CD Indésens INDE125; Aufnahmen 2017-2019, Veröffentlichung 15/10/2019 (74'27) - Rezension von Remy Franck

Etwas kann man dem französischen Saxophonisten Nicolas Prost nicht absprechen: seine Einfallskraft, ein abwechslungsreiches und vielgesichtiges Programm für diese CD zusammenstellt zu haben. Er beginnt seinen Parcours mit einer hoch virtuosen Aufnahme des zweiten Satzes aus dem Saxophonkonzert von John Adams, hier in einer Fassung für Saxophon und Klavier.

Völlig aus dem Rahmen springt der Fischerchor aus César Francks Oper Hulda mit Sängern und Saxophonquartett.

Wie viele zeitgenössische Komponisten hat Guillaume Connesson sein Werk Kind of Trane, 2015 als Konzert für Klarinette und Orchester von Guillaume Connesson komponiert, für andere Instrumente bearbeitet, so für Saxophon oder auch für Orgel. Hier hören wir die Fassung für Saxophon und Klavier. Der Titel erinnert an Miles Davis’ Album A Kind of Blue aus dem Jahre 1959, wo John Coltrane als Sideman fungierte. Connesson benutzt entsprechend synkopierte Rhythmen und melodische Progressionen, die repräsentativ für den Jazz sind. In den drei Sätzen (There is none other, Ballade und Coltrane on the Dancefloor) ist diese stilistische Mischung sehr apart.

Hymne sacré von Hector Berlioz war das allererste Werk mit einem Saxophon, einem Bariton. Diese heute verschwundene Partitur war wahrscheinlich eine Transkription eines Vokalwerks. Es wurde für ein Instrumentalsextett von Adolphe Sax geschrieben und enthielt 2 Trompeten, 1 Saxhorn, 2 Klarinetten und 1 Saxophon.
Nach dem seichten Porcelaine de Saxe von Michel Legrand kommt Poème élégiaque, ein wenig bekanntes Werk für Saxophon und Orchester (hier in der Klavierfassung) von Philippe Gaubert, das 1912 vom amerikanischen Saxophonisten Elise Hall uraufgeführt wurde. Nicolas Prost zeigt in dem Stück seine Qualitäten als Sänger auf dem Saxophon, die auch in Paul Hindemiths anspruchsvoller Saxophonsonate und in einer Bearbeitung der Deux Chants de l’ancien Pérou von Ambroise Thomas zum Ausdruck kommen.

Summa ist eines dieser Tintabuli-Werke, die Pärt in mehreren Versionen komponiert hat. Die 1977 ursprünglich für a cappella-Chor geschaffene Komposition wurde später für Gesangs- und Instrumentalensembles umgearbeitet, u.a. auch für Saxophon Quartett. Aufgrund der atheistischen Kulturpolitik der Sowjetzeit verbirgt der Titel des Stückes eine verschlüsselte Botschaft, tatsächlich basiert Summa auf dem Text des lateinischen Credo. Die scheinbare Einfachheit des Werkes verbirgt seine größte Komplexität, wobei die kreisförmige Struktur der Stimmen eine symbolische Bedeutung vermittelt. « Ich habe ein hoch formalisiertes Kompositionssystem entwickelt, mit dem ich seit zwanzig Jahren meine Musik schreibe. Summa ist das strengste und rätselhafteste Werk dieser Serie », sagte Arvo Pärt 1994.
Das nur eine Minute lange A Roseira von Heitor Villa-Lobos führt unbeschwert zu Karol Beffas Obsession aus dem Jahre 2008, einem virtuosen Stück, das Nicolas Prost über die vier Sätze hinweg zunächst reflektiv, dann mitunter auch verängstigt steigert, am Ende sozusagen hysterisch.

André Jolivets feierliche Fanfares pour Mithridate beschließen das Programm.

French saxophonist Nicolas Prost has imaginatively put together a varied and multi-faceted programme for this CD. He begins it with a highly virtuoso recording of the second movement from John Adams’ Saxophone Concerto, here in a version for saxophone and piano.
The Fishermen’s choir from César Franck’s opera Hulda with singers and saxophone quartet completely gets out of line.
Guillaume Connesson has composed his work Kind of Trane as concerto for clarinet and orchestra but he arranged it for other instruments such as saxophone or organ. Here we hear the version for saxophone and piano.
Hymne sacré by Hector Berlioz was the very first work with a saxophone, a baritone. This score, which has been lost, was probably a transcription of a vocal work. It was written for an instrumental sextet by Adolphe Sax, with 2 trumpets, 1 saxhorn, 2 clarinets and 1 saxophone.
After the light Porcelaine de Saxe by Michel Legrand comes Poème élégiaque, a little-known work for saxophone and orchestra (here in the piano version) by Philippe Gaubert, first performed in 1912 by the American saxophonist Elise Hall. In this piece Nicolas Prost shows his qualities as a singer on the saxophone, like he does in Paul Hindemith’s sophisticated Saxophone Sonata and in an arrangement of Ambroise Thomas’ Deux Chants de l’ancien Pérou.
Summa is one of these Tintabuli works that Pärt has composed in several versions. Originally created in 1977 for a cappella choir, the composition was later reworked for vocal and instrumental ensembles, including the Saxophone Quartet.
Heitor Villa-Lobos’ A Roseira, only one minute long, leads light-heartedly to Karol Beffa’s Obsession from 2008, a virtuoso piece that Nicolas Prost increases over the four movements first reflectively, then sometimes frightenedly, at the end kind of hysterically. André Jolivet’s festive Fanfares pour Mithridate conclude the programme.

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