Heinrich Joseph Baermann: Quintette für Klarinette und Streichquartett op. 19, 22, 23; Rita Karin Meier, Klarinette, Belenus Quartet; 1 SACD MDG 903 1988-6; Aufnahmen 07/2016, Veröffentlichung 03/2017 (58'39) – Rezension von Uwe Krusch

Als einer der herausragenden Klarinettensolisten seiner Zeit bereiste  Heinrich Joseph Baermann weite Teile Europas und inspirierte Franz Danzi, Giacomo Meyerbeer und vor allem Karl Maria von Weber, ihm Klarinettenwerke ‘auf den Leib’ zu schreiben. Doch auch er selber komponierte für sein Instrument.

Allerdings sind seine Werke von den Spielplänen verschwunden. Lediglich die drei Quintette für Klarinette und Streichquartett erfreuen sich einer gewissen Bekanntheit. Wie die zuvor genannten Komponisten sowie Reicha, Romberg und Spohr schrieb er für eine Klarinette in B, während die Tonsetzer singulärer Quintette, also Brahms, Mozart und Reger, eine in A bevorzugten. Für zwei dieser Werke hat Baermann weitere ad libitum Stimmen komponiert, in einem Fall zwei Hörner, im anderen darüber hinaus auch noch zwei Fagotte und Kontrabass für die Ecksätze. Dieses letzte Werk hat zwei Besonderheiten zu bieten. Zum einen ist es nur dreisätzig, da ihm das Menuett fehlt. Zum anderen wurde das Adagio anfangs als Einzelsatz von Richard Wagner veröffentlicht und seine wahre Herkunft kam erst später ans Tageslicht. Dadurch erhielt es eine gewisse Bekanntheit.

Die drei Werke zeichnen sich durch die klare Heraushebung der Klarinette aus; den Streichern (und ad libitum Stimmen) kommt weitgehend nur eine begleitende Aufgabe zu. Lediglich in kurzen Passagen wie Überleitungen werden den Streichern eigenständige ansprechende Aufgaben zuteil.

Wie bei dem Label üblich, werden die Stücke in technisch ausgefeilten Aufnahmen von ausgesuchten Musikern dargeboten. Hier gesellt sich zum ‘Belenus Quartett’ die Klarinettistin Rita Karin Meier. Die aus der Schweiz stammende Solistin wurde in Basel, Berlin und Hannover ausgebildet. Ihr Spiel scheint in gewisser Weise dem von Baermann zu widersprechen. Denn ein zeitgenössischer Klarinettist hatte über das Spiel seines Kollegen geäußert, dass er erst mit größter Kraft blase und dann das Echo aus dem Saal schweben ließ. Rita Karin Meier hat einen festeren Ansatz und strapaziert nicht das unhörbare Verklingen. Sie windet tönende Girlanden und serviert ausnahmslos einnehmende Klarinettenkost.

Das ‘Belenus Quartett’ hat sich vor dreizehn Jahren gefunden und in dieser Zeit auch dank der Unterstützung versierter Kollegen eine Spielkultur entwickelt, die sich sowohl durch Intensität als auch Elan und Engagement auszeichnet. Diese Fähigkeiten können in diesem Programm nur an einigen Stellen aufblitzen, wenn die Streicher eigene Beiträge zur Entwicklung des musikalischen Geschehens beitragen dürfen. Dann allerdings funkeln sie.

Sofern man Klarinettenliebhaber ist, ist diese CD natürlich unverzichtbar. Für andere ist der Schönklang sicherlich reizvoll, aber auch ein wenig einseitig.

Heinrich Baermann’s three Quintets for clarinet and string quartet show one at his time adored clarinet player as composer. The performances on this CD are focussing the beauty of the music, and anyone liking the genre will be happy with this recording.

 

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