Gracyna Bacewizc: Alle Violinsonaten; Annabelle Berthomé-Reynolds, Violine, Ivan Donchev, Klavier; 2 CD MUSO mu-032; Aufnahme 07+11/2018, Veröffentlichung 10/2019 (1) – Rezension von Uwe Krusch

Fünf Sonaten und die Partita für Violine und Klavier sowie zwei Sonaten für Violine allein machen das Œuvre in dieser Gattung aus, das Gracyna Bacewicz geschaffen und anerkannt hat. Am Anfang ihres dritten Lebensjahrzehnts geschriebene Sonaten hat sie selbst später nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Als herausragende Geigerin konnte sie zusammen mit ihrem Bruder ihre Werke aufführen, so dass sie sich der Möglichkeiten und Herausforderungen des Instruments sehr bewusst war. Dass sie die erste Sonate 1941 schrieb, mag auch mit der Intimität der Kammermusik in Zeiten politischer Repression einhergehen. Erst die Spätwerke konnte sie nach der Stalinzeit unter Erkundung neuer Stilformen gestalten.

Die aus Frankreich stammende Geigerin Annabelle Berthomé-Reynolds erkundet diese Welt nun umfassend. Ihrem Spiel wird zarte Sensibilität nachgesagt, die mit ihrer ersten Mentorin Lydia Mordkovitch verbunden wird. Und bemerkenswert ist ihr Einsatz für vergessene Werke, neben denen von Grazyna Bacewicz jene von Ethel Barns und Mary Howe. Die Musik von Bacewicz fordert vom Solisten mehr als nur sensibles Spiel. Leider gewinnt man den Eindruck, dass Barthomé-Reynolds diesen Anforderungen nicht so gewachsen ist, dass man dieser CD gerne lauschen möchte. Schon die einleitenden Takte der Fünften Sonate werden so schroff und technisch wenig kunstvoll gespielt, dass man bald das Interesse verliert. Ohne Reibungsverluste dagegen zeigt sich das Agieren des Pianisten Ivan Donchev.

Gracyna Bacewicz has composed five sonatas, the Partita for violin and piano as well as two Solo Sonatas. At least these are the works she officially acknowledged. The French violinist’s Annabelle Berthomé-Reynolds playing is said to have a delicate sensibility. However, Bacewicz’s music requires more from the soloist than sensitive playing. Unfortunately, one gets the impression that Berthomé-Reynolds is not up to these requirements. The first bars of the fifth sonata are played so harshly, all but artfully, that one loses very soon any interest in such performances. The pianist Ivan Donchev, on the other hand, is delivering a fine account of his part.

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