Esperanza & Sara Domjanic

Antonio Vivaldis ‘Quattro Stagioni’ und Astor Piazzollas ‘Las Cuatro Estaciones Portenas’ standen auf dem Programm des Ensembles ‘Esperanza’ beim Festival ‘Next Generation’ im ‘Grand Resort’ Bad Ragaz. Die jungen Musiker sorgten für einen mitreißenden Farbenrausch.

Die Konzertmeisterin des Ensembles, Chouchane Siranossian, war die Solistin in den Vivaldi-‘Jahreszeiten’. Ihr Spiel war von der Idee getrieben, Vivaldis Musik ‘sichtbar’ zu machen. Und so passierte denn auch unendlich viel in diesen ‘Vier Jahreszeiten’, und der Zuhörer wurde nicht müde, all das zu sehen, was Vivaldi in seinen vier Konzerten beschreiben wollte. Ein musikalisches Kaleidoskop, wie man es sich herrlicher nicht vorstellen kann!

Esperanza & Chouchane Siranossian (c) Andreas Domjanic

Auch ihr Ensemble hatte Chouchane Siranossian in diese Richtung vorbereitet, und das mit durchaus eigenen Ideen und Tempi. Und so kam es zu einer kohärenten Darstellung, einer Art Musiktheater, in dem die Musik in ihrer Mischung aus Gefühlskraft, Spannung und Entspannung eine wunderbare Rhetorik erlangte, die nicht blenden, sondern im Innern packen sollte. Dabei kamen Virtuosität und Spielfreude nicht zu kurz, sie wurden halt nur mit Poesie und Gefühlen angereichert.

Nun hat man in eine solche Richtung tendierende Interpretationen durchaus schon gehört. Und doch schien mir in der Siranossian-Esperanza-Aufführung so manches neu und ungewohnt. Die ‘Quattro Stagioni’ erhielten dabei eine Frische und eine Klanglust, die eine direkte Assoziation mit der ‘Commedia dell’arte’ möglich machten.

Pizzicato-Chefredakteur Remy Franck stellte beim Konzert die neue CD von ‘Esperanza’ vor und überreichte Konzertmeisterin Chouchane Siranossian das Diplom der ‘Supersonic’-Auszeichnung, die die Platte von ‘Pizzicato’ erhalten hat.
© Andreas Domjanic

Auch die Aufführung von Piazzollas ‘Las Cuatro Estaciones Portenas’ war von einer den Hörer unmittelbar anspringenden Musikalität. Im Grunde birgt die Transkription von Leonid Desyatnikov die Gefahr, zu weit weg zu führen von Piazzolla und in einer gewissen Künstlichkeit stecken zu bleiben, wenn nicht gar in Parodie auszuarten. Doch mit der wiederum exzellenten Sara Domjanic als Solistin und dem Ensemble ‘Esperanza’ führte der Weg an Desyatnikov vorbei, zurück zu Piazzolla und seinen dramatischen Endzeitvisionen

Sara Domjanic (c) Andreas Domjanic

In Sara Domjanics Spiel erfreute sich das Ohr an einer sehr raffinierten Klanggestaltung, einer breiten Farbpalette und einem ausgeprägten Sinn für eine spontan wirkende Rhythmik. Die packende Ausdruckskraft verband die Solistin mit einer souveränen Technik. Auch die Soli des Cellisten Christoph Heersch waren höchst beeindruckend. Insgesamt war die Aufführung gekennzeichnet von sehr viel Spontaneität, die Piazzollas harsche Gesten und seine laszive Melancholie heiß zum Glühen brachte.

Esperanza & Sara Domjanic (c) Andreas Domjanic

Eine tolle Leistung von jungen Musikern, die sich, wie man es bei diesem Ensemble gewöhnt ist, mit hundertprozentiger Hingabe der Musik verschrieben.

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