Franz Schubert: Klaviersonaten; Daniel Barenboim, Klavier; 5 CDs Deutsche Grammophon 479 2783; 01/13 & 02/14 (48’19, 68’34, 77’03, 80’52, 75’56) – Rezension von Alain Steffen

Wilhelm Kempff, Andras Schiff und natürlich Alfred Brendel dominieren die Diskographie, wenn es um die Klaviersonaten von Franz Schubert geht. Mit der hier vorliegenden Gesamteinspielung der vollendeten Klaviersonaten spielt sich Daniel Barenboim auf den Olymp der Schubert-Interpreten und schenkt uns ganz und gar überzeugende und wunderschöne Interpretationen.

Barenboim war und ist ein Musiker, der besonders als Pianist stets ein besonders glückliches Händchen für die Epoche der Romantik zeigte (wenn auch seine Aufnahme der Schubert-Symphonien mit den Berliner Philharmonikern ein einziges stilistisches Debakel ist. Aber das ist lange her..). Barenboim hat sich nie modischen Strömungen hingegeben, sondern seinen eigenen Zugang immer wieder vertieft. Natürlich weiß der Pianist um die Errungenschaften der historischen Aufführungspraxis, doch dieses Wissen lässt er kaum in seine Interpretationen einfließen. Oder nur indirekt! Wahrscheinlich merkt man es am besten, wenn man hört, wie transparent und klar Barenboim phrasiert. Von den großen Gesten, die einst bei ihm das Klangbild in den schnellen Sätzen der Sonaten D 537, 568 und 575 oder im spektakulären Kopfsatz der Sonate D 959 fast durchgehend prägten, ist nur die Essenz geblieben.

Barenboim nimmt sich in Sachen Expressivität sehr zurück, doch gerade durch dieses In-sich-hineinhören, durch die klaren Linienführungen der Melodien, ja, durch die Stille in der Musik gewinnen seine Interpretationen an Durchschlagskraft, Ausdruck und Schönheit. Beste Beispiele dafür sind das herrlich ausgelotete Andante der Sonate D 845, der 2. Satz con moto der Gasteiner-Sonate oder der grandios gestaltete Kopfsatz der Sonate D 960. Barenboim unterwirft sich dem Atem und dem Fluss der Musik, mal augenzwinkernd, mal traurig, mal schwärmerisch. Die Emotionen bleiben in einem natürlichen Gleichgewicht, und der Hörer verfolgt mit Spannung, was der uneitle Pianist in jedem Moment in der Musik entdeckt.

Neben der etwas in die Jahre gekommenen Kempff-Aufnahme und der brillanten Einspielung von Schiff ist Barenboims Interpretation wohl nun die ideale Alternative zu der meines Erachtens absoluten Referenz von Alfred Brendel.

Absolutely superb Schubert performances, to be considered as equal to Alfred Brendel’s reference recordings.

  • Pizzicato

  • Archives