Robert Schumann: Symphonic Works; Netherlands Radio Chamber Philharmonic, Michael Schønwandt; 2 SACDs Challenge Classics CC72553; 4, 6 & 8/12 (145’55) – Rezension von Alain Steffen

Während man heutzutage sehr wagemutig und mit einer gehörigen Portion Neugierde an die Symphonien von Mozart, Beethoven, Brahms und Schubert herangeht, bleiben die Orchesterwerke von Robert Schumann nahezu unangetastet. Die historische Aufführungspraxis mit all ihren Erkenntnissen, ihren Vor- und Nachteilen kehrt das Schaffen von Beethoven & Co quasi von innen nach außen, Schumann jedoch darf weiterhin pompös, romantisch und nach bester deutscher Tradition gespielt werden. Sicher, es gibt vereinzelte Versuche, beispielsweise von Holliger, Oramo oder Dausgaard, Schule gemacht haben sie allerdings nicht. Sehr überzeugend, das muss man sagen, waren die Einspielungen von Holliger (mit Winterthur) und Oramo (mit Stockholm) nicht.

Umso erfreulicher ist diese Gesamtaufnahme der vier Symphonien (sowie der unvollständigen Symphonie ‘Zwickau’ und der Bach-Fuge op. 60/6) mit dem ‘Netherlands Radio Chamber Philharmonic’ unter Michael Michael Schønwandt. Dem Dänen gelingt ein sehr dynamischer Mix von romantischem Stil, höchster Expressivität und wirklich tollen Orchesterfarben. Dem Ganzen wird allerdings ein Konzept vorausgeschickt, das aus den Errungenschaften der historischen Aufführungspraxis heraus entwickelt wurde, so dass Schumanns Symphonien auf einmal nicht mehr so breit, träge und pathetisch daherkommen, sondern in frischem Gewand und mit einem schlanken Korpus.

Michael Schønwandt erweist sich als ein Meister der Artikulation und der Phrasierung. In jedem Moment behält er den Überblick und verbindet die musikalische Struktur, die rhythmische Prägnanz und den melodischen Fluss aufs Beste. Und wenn man dann noch das exzellente Spiel des sehr wendigen ‘Netherlands Radio Chamber Philharmonic’ und das hervorragende Klangbild hinzuzählt, so kommt man am Ende nicht umhin, diese Gesamtaufnahme der Schumann-Symphonien als Spitzenproduktion zu bezeichnen, die sich neben die legendären Einspielungen von Szell, Sawallisch und Barenboim (mit der Staatskapelle Berlin) einordnen kann und zugleich neue Perspektiven auf das orchestrale Schaffen Schumanns eröffnet.

Together with the Netherlands Radio Chamber Philharmonic Michael Schonwandt is very convincing in his mix of romantic style, highest expressiveness and really brilliant orchestral colors, the whole being cemented by the knowledge of the historical performance practice. New perspectives for Schumann!

 

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