Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 3; Edgard Varèse: Déserts; Junge Deutsche Philharmonie, Jonathan Nott, Paul Jeukendrup (Klangregie bei Varèse); 1 DVD Ensemble Modern Medien EMDVD-04; Aufnahme 09/2016, Veröffentlichung 09/2017 (79‘55) – Rezension von Uwe Krusch

Beide Werke, die auf dieser DVD gespielt werden, sind im Schaffen ihrer Komponisten Ausgangspunkte für neue kompositorische Erprobungen. Beethoven hat Anfang des vierten Lebensjahrzehnts die Dritte Symphonie geschrieben, in deren Entstehungsprozess die Hochachtung für Napoleon Bonaparte in krasse Ablehnung umschlug.

Bei dem Werk ‘Déserts‘ schaffte Edgar Varèse am ‘Théâtre des Champs-Elysées‘ das, was er zuvor als Zuhörer beim ‘Sacre‘ von Stravinsky bereits miterlebt hatte, einen handfesten Skandal, bei dem sich aber auch Zustimmung zeigte. Diese Komposition war für ihn der Durchbruch in der Kombination elektronischer Klänge mit normalen akustischen Instrumenten, nämlich 14 Bläsern und fünf Schlagwerkern sowie einem Klavier.

Diese DVD dokumentiert den Auftritt der Jungen Deutschen Philharmonie in der Berliner Philharmonie im Jahr 2016. Hinsichtlich ihres visuellen Teils folgt sie bis auf einige Blicke auf das Steuerpult bei Varèse der herkömmlichen Visualisierung eines Konzertes. Die Leitung hat Jonathan Nott, der künstlerischer Berater und erster Dirigent des Orchesters ist.

Dieses Orchester ist die neue Heimat junger Musiker, die dem Bundejugendorchester entwachsen sind und das Auswahlverfahren zur Aufnahme bestehen. Daraus ergibt sich dann ein bestens ausgebildetes Orchester, das heißhungrig ist, sein Können zu beweisen. Unter der Leitung eines fordernden Dirigenten gelingt das auch in herausragender Weise.

Das Werk ‘Déserts‘ ist auch heute noch ein spannendes und anregendes Werk, das einem Ensemble alle Möglichkeiten der Selbstdarstellung bietet. Dieser Teil des Konzerts zieht die Hörer in seinen Bann. Der Spannungsbogen hält vom ersten bis zum letzten Ton, so dass man sich gerne gefangennehmen lässt.

Die Interpretation der Beethoven Symphonie ist ebenfalls sehr intensiv. Mit einem energischen drängenden ersten Satz und einer wirklich schreitenden ‘Marcia funebre‘ eröffnet sie. Die beiden anderen Sätze können die Intensität halten. Kleinste Übereilungen oder Brüche im Spannungslauf deuten diskret an, warum große Orchester, denen solche minimalen Übereifrigkeiten normalerweise nicht passieren, eine besondere Stellung einnehmen. Aber solche Details machen auch den Charme aus und zeigen, dass dieses wunderbare Orchester lebt und zum Glück noch nicht in Routine erstarrt ist.

The Junge Deutsche Philharmonie once more shows its alertness and outstanding quality in this video document recorded at the Philharmonie in Berlin in 2016. Jonathan Nott, Principal conductor of the orchestra, delivers thrilling accounts of both works by Varèse and Beethoven.

 

 

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