Franz Schubert: Symphonien Nr. 1 & 2, Rosamunde-Ouvertüre, Trauermarsch; Swedish Chamber Orchestra, Thomas Dausgaard; 1 SACD BIS 1989; 2014 (76’39) - Rezension von Alain Steffen

Das ‘Swedish Chamber Orchestra’ und Thomas Dausgaard teilen so manches mit dem ‘Netherlands Philharmonic Orchestra’ und Jan Willem de Vriend. Die Schweden haben (wie die Niederländer) eine exzellente Beethoven-Integrale heraus gegeben und konnten auch in anderen Werken durch ihre fantasievollen Interpretationen für sich einnehmen. Stärker noch als bei de Vriend tritt bei Dausgaard der Aspekt der historischen Aufführungspraxis in den Vordergrund.

Das ‘Swedish Chamber Orchestra’ besitzt darüber hinaus eine große Wendigkeit und überrascht immer wieder durch Reaktionsschnelle und eine enorme Präzision.

Auf ein typisch klassisch-romantisches Klangbild und Interpretationskonzept wird in diesen Schubert-Afführungen ganz klar verzichtet. Stattdessen hinterfragt Dausgaard Schuberts Musik und lässt selbst bei der 1. Symphonie des sechzehnjährigen Komponisten viele neue Aspekte erkennen. Die Musik wird dabei sehr ernsthaft interpretiert, und Dausgaard überlässt nichts dem Zufall. Jede Melodie, jede Nuance ist genau herausgearbeitet, so dass man in den Interpretationen eine gewisse Strenge erkennen kann, die allerdings nicht immer zu dem jungen Schubert passt. Trotzdem verhindert sie aber nicht, dass die Musik sehr lebendig wirkt und diese beiden frühen Symphonien in allen Hinsichten zu musikalischen Erlebnissen werden lässt. Dies gelingt Dausgaard, indem er sein Pulver nie schon am Ende eines Satzes resp. am Anfang der Symphonie verschießt. Vielmehr baut er die Musik konsequent auf und lässt seine Musiker erst am Schluss von den Zügeln. Das Presto der 2. Symphonie ist dafür wohl das schönste Beispiel.

Als Füller gibt es noch die Rosamunde-Ouvertüre und den selten gespielten Trauermarsch der Oper ‘Adrast’. Die BIS-Aufnahme bietet zudem 76 Minuten exzellenten Klang.

With a great deal of musical rigor Thomas Dausgaard clearly goes beyond what would suit the young Schubert. Nevertheless he develops new aspects and the performances are anything but boring and uninteresting.

  • Pizzicato

  • Archives