The Last Three String Quartets; Joseph Haydn: Streichquartette opp. 77+103; Prazak Quartet (Jana Vonaskova, Marie Fuxova Violine, Josef Klusoň, Viola, Pavel Jonas Krejci, Cello); 1 CD Praga Digitals PRD250420; Aufnahme 09.2020; Veröffentlichung 10.2021 (59‘51) – Rezension von Uwe Krusch

Vor nur wenigen Wochen wurde mitgeteilt, dass das Label Praga Digitals in neuer Obhut wiederbelebt wird. Und das dazu eine Aufnahme mit dem Prazak Quartett ansteht.  Und schon ist diese Einspielung da. Sie erfreut ungemein mit den drei letzten Quartetten von Joseph Haydn, den beiden des Opus 77 sowie dem aus nur zwei Sätzen bestehenden Quartett op. 103.

Obwohl das Prazak Quartett seinen Rückzug von der Bühne angekündigt hat, fehlt dem Ensemble nicht viel für fünf Jahrzehnte gemeinsamen Quartettspiels. Und das lässt sich ohne Abstriche an ihren Interpretationen erleben. Mit der meditativen Ruhe der Erfahrung ebenso wie mit der frischen Energie der musikalischen Neugier und ausgereifter Feinheit im Zusammenspiel widmen sie sich diesen drei Werken.

Obgleich die beiden Quartette op. 77 parallel zu den Jahreszeiten entstanden, mit deren Komposition Haydn sich stark auseinandersetzte, zeigen auch diese beiden Stücke die volle Aufmerksamkeit des Komponisten und seine nie nachlassende Kraft, ungewöhnliche Lösungen zu suchen, wie etwa die entlegenen Tonarten des langsamen Satzes beim G-Dur bzw. im Trio beim F-Dur Quartett oder auch beim ersten mit der Tempobezeichnung Presto im klassisch als Menuett überschriebenen Satz. Dass Haydn den Wert seiner Kompositionen kannte, belegt, dass er das nur mit zwei Sätzen, vermutlich die Mittelsätze eines geplanten d-Moll Quartetts, zur Veröffentlichung freigab, auch in diesem Zustand.

Das Prazak Quartett legt alle diese in der Musik versteckten Feinheiten mit nonchalant gepflegtem Quartettspiel frei. Dabei beschränken sie sich unangestrengt darauf, die Musik zu spielen und vermeiden es sinnhafterweise, mit aufgesetzter Anstrengung unnötig Effekt heischend zu agieren. Das wäre zu viel des Guten, die Kompositionen sprechen für sich selber.

Only a few weeks ago it was announced that the Praga Digitals label would be revived under new ownership. And that for this purpose a recording with the Prazak Quartet is pending. And now this recording is already available, comprising Joseph Haydn’s last three quartets, the two from Op. 77, as well as the quartet Op. 103 consisting of only two movements.
Despite the fact that the Prazak Quartet has announced its disbanding, not much is missing from the ensemble’s five decades of common playing. And this can be experienced in their interpretations without compromise. They dedicate themselves to these three works with the meditative calm of experience as well as with the fresh energy of musical curiosity and mature finesse.
Although the two quartets Op. 77 were written parallel to the Seasons, with whose composition Haydn was deeply involved, these two pieces also show the composer’s full attention and his never flagging power to seek unusual solutions, such as the remote keys of the slow movement in the G major or in the trio in the F major quartet, or even in the first movement, classically titled as a minuet, with the tempo marking Presto. The fact that Haydn knew the value of his compositions is evident for he had the Op. 103 publish with only two movements, presumably the middle movements of a planned D minor quartet.
The Prazak Quartet exposes all these subtleties hidden in the music with a most refined quartet playing. In doing so, they confine themselves unstrained to playing the music without unnecessary effects. That would indeed be too much of a good thing, because the compositions speak for themselves.

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