Maurice Ravel: Daphnis et Chloé + Une barque sur l'océan + Pavane pour une infante défunte; WDR Rundfunkchor Köln, Orchestre Philharmonique du Luxembourg, Gustavo Gimeno; 1 SACD Pentatone Classics PTC5186652; Aufnahme 03/2017, Veröffentlichung 08/2017 (72') – Rezension von Remy Franck

Herrgott nochmal, hört denn niemand, wie grottenschlecht das Philharmonische Orchester Luxemburg klingt, wenn es in den Pentatone-Aufnahmen in Tuttis spielt? Pizzicato hatte bereits bei den Bruckner- und Shostakovich-Aufnahmen auf die Tonballungen in Forte-Passagen hingewiesen, und wenn diese ‘Daphnis’-Aufnahme auch schön transparent beginnt, so ist beim ersten Climax (Track 1, 2’39) nur noch ein undifferenzierter, kompakter Klangbrei zu hören, der mich aufs höchste Maß verärgert hat. Wer hat den Mut, diesen Tontechnikern den Zugang zur Luxemburger Philharmonie zu verbieten?

Ich habe in meinem Tonarchiv eine Liveaufnahme vom März 2006, gemacht in demselben Saal, der Luxemburger Philharmonie, mit demselben, damals technisch noch weniger guten Philharmonischen Orchester Luxemburg unter der total elektrisierenden Leitung von Bramwell Tovey (Glor Classics). Die Aufnahme des Luxemburger Toningenieurs Jeannot Nies ist hundertmal besser und zeigt, dass man dieses sicherlich nicht leichte Auditorium für Aufnahmen durchaus in den Griff bekommen kann, ohne dass der Klang im Tutti total gesättigt alles zusetzt.

Nun ist Ravels Orchestrierung der Ballettsuite über weiteste Strecken nicht allzu dicht, so dass die Nachteile der Klangaufnahme sich nicht allzu schlimm auswirken, aber selbst in den Mezzoforte-Bereichen sind Hall und Dröhnen störend genug, um mich davon abzuhalten, mich wirklich auf die Musik zu konzentrieren, von der ich annehme, hinter dem Pentatone-Nebel schöne, warmleuchtende Farben und ein sehr lebendiges Spiel zu vernehmen. Auch ist die Wiedergabe recht spannungsvoll. Vor allem aber gefällt, wie Gustavo Gimeno die Melodien liebevoll behandelt und ihnen einen wohligen Charme gibt.

Musikalisch weniger gut gefällt mir ‘Une barque sur l’Océan’, die Gimeno vielleicht etwas zu tonmalerisch (im Sinne einer Tondichtung) und zu wenig impressionistisch dirigiert. Sehr schön, sehr sensuell und mit viel innerer Anteilnahme klingt die ‘Pavane’ die auch tontechnisch einigermaßen befriedigt, weil sie nur feinste Klanggebilde enthält.

This recording is another prove, that in the Philharmonie in Luxembourg, the Pentatone team is not able to capture a massive orchestral sound in a transparent and agreeably audible manner. Everywhere where the music is loud, the sound is saturated, booming and disgusting. Gustavo Gimeno’s conducting is sensitive, caring for warm colours and an overall tension. The orchestral playing itself is outstanding.

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