Am 29. und 30. September trafen sich die Spitzen der nationalen Musikräte von Deutschland, Österreich und der Schweiz (D-A-CH) zu ihrer jährlichen Klausurtagung, um länderübergreifende Themen der Musikpolitik zu diskutieren. Hier ist das Abschluss-Statement.
« Musik ist Lebensnerv und Zukunftsressource. Sie verbindet Menschen über Grenzen hinweg, fördert demokratische Teilhabe und ist ein bedeutender gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Faktor. Doch stehen die Rahmenbedingungen unter Druck: Abbau von Bildungsstrukturen, pauschale Sparvorgaben, digitale Marktverzerrungen und politisch motivierte Einschränkungen kultureller Vielfalt gefährden die Breite und Qualität des Musiklebens.
Musikalische Bildung
Alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen haben ein Recht auf hochwertigen Musikunterricht. Wir sehen mit Sorge, dass musikalische Bildungsangebote geschwächt werden und Übergänge zwischen Schule, Musikschule, Hochschule und Praxis unsicher sind. Wir fordern eine nachhaltige Stärkung musikalischer Bildung mit klaren Qualitätsstandards, guter personeller Ausstattung, verlässlicher Talentförderung und Zugänglichkeit für alle – unabhängig von Herkunft, Einkommen oder Wohnort.
Kulturelle Vielfalt und Demokratie
Zum 20-jährigen Jubiläum der UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt erinnern wir daran: Vielfalt ist ein Kernwert unserer Gesellschaft. Politische Instrumentalisierungen von Musik und die Diskriminierung bestimmter Genres lehnen wir entschieden ab. Die Musikräte stehen für die Förderung aller Stilrichtungen und die freie, unabhängige Entfaltung künstlerischer Ausdrucksformen.
Musikwirtschaft und faire Bedingungen
Musik ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Digitale Märkte müssen fair gestaltet werden: durch transparente Algorithmen, hochwertige Metadaten, mehr Sichtbarkeit lokaler Repertoires und faire Vergütungsregeln für Musikschaffende. Wir unterstützen Strategien, die den Musikstandort stärken, Honoraruntergrenzen absichern und faire Wettbewerbsbedingungen auch im Zeitalter von Streaming und Künstlicher Intelligenz schaffen.
Öffentlich-rechtliche Medien
Öffentlich-rechtliche Sender tragen eine zentrale Verantwortung für kulturelle Vielfalt, regionale Sichtbarkeit und den Zugang zu Musik. Eine Schwächung, insbesondere durch Mittelkürzungen, hat gravierende Folgen für kulturelle Infrastruktur, Sprachvielfalt und Nachwuchsförderung. Wir fordern starke Öffentlich-rechtliche Medien mit klaren Kulturaufträgen und verbindlicher Präsenz heimischer Musik, sowie den Erhalt des Senders 3sat.
Musik, Gesundheit und Zusammenhalt
Musik wirkt nachweislich gesundheitsfördernd – sei es bei Erkrankungen wie Demenz, in der Prävention oder im sozialen Miteinander – und ist therapeutisch wirksam. Die Potenziale von Musik im Gesundheitswesen, in der Inklusion und in der Daseinsvorsorge gilt es zu erkennen, auszubauen und institutionell zu verankern.
Europäische Zusammenarbeit
Künstlerischer Austausch und Mobilität sind Grundpfeiler eines lebendigen Musiklebens. Wir fordern eine gleichwertige Teilnahme der Schweiz an europäischen Kulturprogrammen. Gerade in Zeiten zunehmender politischer Abschottung setzen wir auf Vernetzung, Kooperation und offene Grenzen für die Kunst.
Schlussfolgerung
Kunst und Kultur sind keine Subventionsempfänger, sondern Investitionen in die Zukunft. Wir rufen Politik und Gesellschaft auf, die Strukturen der musikalischen Bildung, die Vielfalt der Musik und die Rahmenbedingungen der Musikwirtschaft nachhaltig zu sichern. Musik ist keine Nebensache, sondern eine zentrale Ressource für Demokratie, Zusammenhalt und Lebensqualität in Europa. »