Bedrich Smetana: Streichquartette Nr. 1& 2; Pavel Haas Quartett; 1 CD Supraphon SU4171-2; Aufnahme 11&12/2014, Veröffentlichung 11/2019 (47‘35) - Rezension von Alain Steffen

Smetana, der gutväterliche Komponist schöner, romantischer Musik? Weit gefehlt! Das Pavel Haas Quartett spielt die beiden Quartette mit ungeheurem Drive, die Musik klingt wild, roh, akzentreich und zum Teil recht scharf. Anstatt sich dem tschechischen Farbenreichtum hinzugeben, interpretieren die vier Musiker die beiden Streichquartette als Vorläufer der Moderne.

Das Streichquartett gilt nicht umsonst als die Königsgattung in der Musik. Hier offenbaren die Komponisten meistens ihr Persönlichstes und Intimstes. Das Pavel Haas Quartett zeichnet zwei Seelengemälde von ungeheurer biographischer Dichte. Zerrissen, aber mitunter doch auch freudig, melancholisch, aber doch kämpferisch, traditionell, und dennoch sehr modern. Der Hörer begegnet so einem Komponisten, der, wie gesagt, der Zweiten Wiener Schule näher steht als seinem Landsmann Dvorak.

Die exzellente Aufnahmequalität unterstützt diesen musikalischen Höllenritt aufs Beste und lässt somit den Hörer an einem einmaligen Smetana-Erlebnis teilhaben.

Die bereits 2014 aufgenommenen Streichquartette übertreffen in der Interpretation durch das Pavel Haas Quartett so ziemlich alle Einspielungen, die ich kenne.

Smetana, a good-fatherly composer of beautiful, romantic music? Far from it! The Pavel Haas Quartet plays the two quartets with tremendous drive. The music sounds wild, raw, full of accents and partly quite sharp. Instead of surrendering to the Czech richness of colour, the four musicians present the two string quartets as precursors of modernity.
The string quartet is typically regarded as the royal genre in music where composers usually reveal their most personal and intimate thoughts. Accordingly, the Pavel Haas Quartet draws two tone paintings of immense biographical density. Torn, but also joyful, melancholic, but still combative, traditional, and yet very modern. The listener encounters a composer who, as I said, is closer to the Second Viennese School than to his fellow countryman Dvorak.
The excellent recording quality supports this musical hell ride in the best possible way and thus lets the listener participate in a unique Smetana experience.
These performances, already recorded in 2014, surpass almost all the recordings I know.

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