(c) Andreas Domjanic

Von der Klassik bis zum frühen 20. Jahrhundert, von Mozart bis Ravel – das Programm des rezenten Klavierabends mit den Meisterschülern von Milana Chernyavska in Vaduz bot viel Abwechslung und vor allem spannende persönliche Interpretationen auf höchstem Niveau. Guy Engels berichtet.

Der Chronologie folgend machte die 8. Sonate von W.A. Mozart den Anfang, dies in einer von schlichter Eleganz geprägten Darbietung von Yuanhan Lu. Mit dem Allegro con spirito gab der Pianist die Richtlinie vor: klare Linien, gespielt viel Esprit und Leichtigkeit. Sein Mozart strahlte eine bemerkenswerte Unbekümmertheit aus, die nur durch tiefstes Verständnis der Musik aus den Tasten zu zaubern ist.

Moritz Moszkowskis Scherzo-Valse ist eine äußerst anspruchsvolle Komposition und verlangt große technische Kompetenz. Bei Oleksandr Fediruko ist das kein Thema, und so konnte der Pianist sich ganz auf die Gestaltung fokussieren, wobei ihm eine feine Balance des Doppelcharakters Scherzo-Valse gelang: einerseits das spritzige Scherzo-Wesen, andererseits die charmante Facette eines Walzers.

Hochdramatisch ging es mit Tabea Streicher in Liszts Dante-Sonate zu. Wir erlebten einen wilden Seelenritt  – aufwühlend, kraftvoll, in der mittleren Episode eher versöhnend, innere Ruhe ausstrahlend. Die Pianistin lotete die beiden Pole und die vielen Zwischenklänge höchst spannungsvoll und intensiv aus – eine packende Musik am Rande des Rauschzustandes.

(c) Andreas Domjanic

Jia Yuan Chong setzte mit seiner Deutung von Ravels Alborada del Gracioso einen feinen Kontrast. Die stechende, gitarrenähnliche Rhythmik alternierte wunderbar mit den leicht tänzelnden Fingern, mit dem feinen Anschlag. Der Liechtenstein-Stipendiat schuf derart zarte, grazile Schattierungen der Klangfarben, gebettet in ein nie dominantes spanisches Kolorit.

Zurückhaltung und gleichsam Hingabe, so beeindruckte Illia Ovcharenko in der Fantasie C-Dur von Robert Schumann. Der Pianist schob sich nie nach vorn, überließ der Musik den nötigen Raum, sich zu entfalten und vor allem wie eine aufgehende Blüte nachzuklingen. Das emotionale Geschehen blieb fein dosiert, keine große Gefühlsaufwallungen – dafür war es hier eher der schmale Grat zwischen hingebungsvoller Freude und Liebe und dem sehr intimen Streben nach innerem Glück und Frieden.

Bei soviel Bewegtheit kam Ivan Petrovic-Poljak mit der Soirée de Vienne von Strauss/Grünfeld zu pass. Mit viel Schwung, besonders aber äußerst genuss- und geschmackvoll beschenkte er uns mit einer Bearbeitung bekannter Themen aus der Fledermaus. Sein Spiel hatte Geist, Witz, viel Charme und war mitreißend, weil nie plakativ.

Packend und mitreißend gestaltete zum Abschluss Roman Fediurko das Finale aus Chopins 3. Sonate. Der Pianist zögerte nicht, sich auch körperlich voll in diesen wuchtig-schwungvollen Finalsatz quasi hineinzustürzen, ohne dabei zu paradieren. Einen Tick zu kraftvoll, zu heroisch präsentierte er dann noch die Polonaise héroïque.

Das Konzert sowie die Interviews mit den Studenten können Sie online unter www.kulmag.live  kostenlos und jederzeit anschauen.

 

  • Pizzicato

  • Archives