Meisterwerke der Violinliteratur spielten die Studenten von Latica Honda Rosenberg – am Klavier: Tatiana Chernichka – beim Residenzkonzert im Rathaussaal von Vaduz. Auf dem Programm standen Kompositionen von Ravel, Barkauskas, Vieuxtemps, Wieniawski und Grieg. Guy Engels berichtet.

Was gibt uns Musik, was können wir mit der Musik geben? – interessante Einsichten in ihre Gedankenwelt geben die Stipendiaten am Rande der Residenzkonzert in kurzen Interviews. Wir begegnen jungen Musikern, die sich mitteilen wollen, die etwas zu sagen haben – auch die Meisterschüler von Latica Honda Rosenberg, beginnend mit Avalon Stottrop.

Als gestalterischer Freigeist bewegt sich der junge Geiger in Maurice Ravels Tzigane – nicht zur Selbstdarstellung, sondern um Stimmung und Klangfarbe des Werkes in den Vordergrund zu stellen. Sein stellenweise burschikoser Ton gibt der Musik Relief, unterstreicht aber vor allem den Volkstoncharakter, das Tänzerische und Ursprüngliche der Tzigane.

Einen ähnlich rhapsodischen Ansatz wählt auch Nika-Ruotong Zhu in der Solo-Partita von Vytautas Barkauskas. Sie nutzt aufs Beste den Notentext, die Aleatorik von Barkauskas  zur freien, kohärenten Gestaltung, verleiht der Musik Spannung und Kolorit.

Mit Mi-Helen Horn kommt der Sprung in die große Konzertliteratur: der erste Satz aus Henri Vieuxtemps’ 5. Konzert. Bewundern können wir den wunderbaren Gesang ihrer Geige, die feinfühlige Phrasierung, in der die virtuosen Passagen wie Perlenglitzer aufscheinen.

Sehr geschmeidig geht auch Ecmel Nevâ Bildik ihren Vortrag der Sätze zwei und drei aus dem 2. Konzert von Henryk Wieniawski an. Vor allem in der Romance lässt sie den Klang sich ganz natürlich entfalten, ohne plakatives Pathos. Das Finale spielt sie spritzig, filigran, in angemessenem Tempo, das der Musik die nötige Transparenz verleiht.

Uros Adamovic hat die Anfangssätze von Edvard Griegs 3. Sonate gewählt und spielt das Allegro molto ed appassionato mit viel Herzblut, mit Leidenschaft, in die sich wiederholt eine schwebende Melancholie mischt. Die Romanze hat einen feinen, tänzelnden Klang von wiederholt getrübter Heiterkeit und untermauert das gestalterische Potenzial des Geigers, das er mit seinen Kommilitonen gemein hat.

So auch Lana Zorjan, die zum Abschluss noch einmal Konzertliteratur bietet: Allegro moderato aus dem 1. Konzert von Henryk Wieniawski. Auch hier geht Gestaltung vor Fingerfertigkeit, die uns eine feinfühlige, inspirierende und kontrastreiche Interpretation schenkt.

Das Konzert sowie die Interviews mit den Studenten können Sie online unter www.kulmag.live  kostenlos und jederzeit anschauen.

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