Mit Werken von Popper, Beethoven, Cassadó, Prokofjew, Debussy und Schumann überzeugten die Cello-Studenten von Jens Peter Maintz beim Residenzkonzert im Rathaussaal von Vaduz.  Guy Engels berichtet.

Kammermusik ist vorab die Kunst des Zuhörens, des Dialogs und der gemeinsamen Gedanken. Diese wesentlichen musikalischen Eigenschaften stellten die jungen Musiker in beeindruckender Manier unter Beweis. Sie konnten sich dabei voll und ganz auf ihre Partnerin am Klavier, Naoko Sonoda, verlassen. Nur so entsteht ein echt kommunikatives Musizieren, wie es gleich zu Beginn die 10-jährige Charlotte Melkonian in David Poppers Ungarischer Rhapsodie untermauerte. Mit verblüffender Selbstverständlichkeit und dem Bewusstsein, um das, was sie will, formte die Cellistin den Notentext zu einer kohärenten musikalischen Aussage, spielte die Melodien mit Charme aus, gab den rhythmischen Elementen intuitiv den richtigen tänzerischen Charakter und fegte wie ein Wirbelwind über die hoch-virtuosen Passagen.

Mit leichtem, schwebendem Bogen und zartem Gesang stieg Jan Nedvetsky Vargas in den ersten Satz von Beethovens 4. Sonate ein. Dieser Einstieg bildete einen wunderbaren Kontrast zum Allegro-Abschnitt, den der Cellist griffig, herb, martialisch-streng ausformte, dabei jedoch immer wieder die lyrische Stimmung der Einleitung einstreute. Das Resultat war eine sehr anmutige, stimmungsvolle Interpretation dieser Beethoven-Partitur.

Viel Atmosphäre, feiner Klangreichtum und hingebungsvolle Gestaltungskraft prägten das Spiel von Yuna Dierstein, deren Talent wir schon beim Konzert vom 20.9.2023 bewundern durften. Sie hatte sich für die Solo-Suite von Gaspar Cassadó entschieden, musste also das Podium ganz alleine bespielen. Diesen Freiraum nutzte die Cellistin in bemerkenswerter Manier, kombinierte aufs Feinste die typisch folkloristischen Elemente, das besondere spanische Klangkolorit mit den quasi kadenzartigen Passagen, was der Interpretation starke Konturen verlieh.

Damit punktete anschließend auch Arne Zeller in zwei Sätzen aus der C-Dur-Sonate von Sergei Prokofiev. Den Moderato-Satz gestaltete er energisch und schwungvoll. Der differenzierte Bogenstrich sorgte für das nötige Relief: mal leicht federnd, tänzerisch, humorvoll, dann voll schwingend und kantabel. In das finale Allegro ma non troppo steckte der Cellistin viel Leidenschaft, viel Emotionalität, die sich perfekt mit dem choralartigen Mittelteil ergänzte.

Claude Debussys einzige Cellosonate war der Beitrag von Jisoo Kim, die dieses Werk mit viel Innigkeit und Ausdruckskraft erfüllte. Immer wieder ließ sie ihren Bogen feine, aquarellistisch verschleierte Klangfarben hervorzaubern, die in kohärentem Wechsel mit den aufwühlenden Abschnitten standen. Zu Beginn des 2. Setzen machte Jisoo Kim einen schönen Umweg in die Klangwelt des Jazz – eine bemerkenswerte Art und Weise, Debussys eigene Spielanweisung « ironique“ in Musik umzusetzen.

Zum Abschluss folgte noch ein Sprung in die Romantik: Willard Carter spielte drei Fantasiestücke von Robert Schumann. Der Cellist packte in die drei kurzen Sätze wesentliche Merkmale romantischer Musik, ohne dabei oberlehrerhaft zu wirken. Seine Interpretation strahlte im Gegenteil eine schöne Natürlichkeit aus, die der Musik viel eigenen Spielraum ließ: sie klang, wie vom Komponisten gefordert, zart und mit Ausdruck, hatte im zweiten Satz einen frohgemuten, heiteren Charakter und zeigte im dritten Satz viel Leidenschaft.

Das Konzert sowie die Interviews mit den Studenten können Sie online unter www.kulmag.live  kostenlos und jederzeit anschauen.

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