Concert-Centenaire Vol. I; Rudi Stephan: Groteske für Violine und Klavier; Albéric Magnard: Violinsonate op. 13 (1901); Judith Ingolfsson, Violine, Vladimir Stoupel, Klavier; 1 CD Accentus ACC303711; Aufnahme 02/2015, Veröffentlichung 02/2016 (54'47) – Rezension von Remy Franck

Vor 100 Jahren tobte der Erste Weltkrieg. Wie andere Labels auch erinnert Accentus daran, in diesem Fall mit drei CDs gespielt von der isländischen Geigerin Judith Ingolfsson und dem französischen Pianisten Vladimir Stoupel. Auf der ersten CD interpretieren sie Musik von Rudi Stephan und Albéric Magnard.

Der deutsche Komponist Rudi Stephan fiel am 29. September 1915 im Alter von 28 Jahren an der russischen Front. Seine ‘Groteske’ lebt vom starken Kontrast der Stimmungen, wobei die beiden Interpreten die verschrobenen Klangfiguren genauso spannend und expressiv zum Ausdruck bringen wie den lyrisch-melancholischen Mittelteil.

Albéric Magnard (1865-1914) hatte 1904 in Baron (Oise) ein Herrenhaus erworben. Als er am 3. September 1914 dort von der deutschen Armee überfallen wurde, trat er ganz allein, mit dem Gewehr bewaffnet, dem Feind entgegen und wurde dabei getötet.

Seine ‘Sonate pour violon et piano’ op. 13 komponierte er im Jahre 1901. Uraufgeführt wurde sie im Mai 1902 durch den Widmungsträger Eugène Ysaye und Raoul Pugno in der ‘Salle Pleyel’ in Paris.

Magnard hatte in der Musik ein Maximum an Reinheit erzielen wollen, was ihm, wie er glaubte und an Dukas schrieb, nicht gelungen war.

Judith Ingolfsson und Vladimir Stoupel investieren sich voll und ganz, um aus dieser Sonate das attraktive Werk zu machen, das der Komponist, wie er meinte, nicht fertiggebracht hatte. Das Zusammenspiel ist sehr inspiriert, und beide stützen sich nicht nur gegenseitig, sondern versuchen jeder für sich ein Maximum an Gestaltungsmöglichkeiten zu nutzen, um die Musik mit dynamischen und farblicher Nuancen, einem klugen Rubato und einer immer ästhetischen Akzentuierung viel Ausdruckskraft zu geben. Der verträumt und zart gespielte langsame Satz wird dabei in einem Maße stimmungsvoll, wie ich ihn noch nicht gehört habe.

Judith Ingolfsson and Vladimir Stoupel start their project Concert-Centenaire commemorating World War I with a gripping performance of Rudi Stephan’s Groteske and a noble, sensitive and intense interpretation of Albéric Magnard’s beautiful Violin Sonata.

 

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