The Ear of Theodoor van Loon (Il Primo Caravaggisto Fiammingo); Soriano: Agnus Die + In illo tempore; Quagliati: Quando miro il bel volto; Anerio: Tibi laus, tibi gloria; Marenzio: O voi che sospirate; Mazzocchi: Ahi, chi m'alta + Chiudesti i lumi armida; Ghersem: Agnus Die; Rimonte: Luna que reluces; Kempis: Symphonia III + Ad te suspiro; Philips: Le bel ange du ciel + Hodie nobis de caelo; Zamponi: Dies irae dies illa; Huelgas Ensemble, Paul van Nevel; 1 CD Cyprès CYP1679; Aufnahmen 05/2018, Veröffentlichung 11/2018 (66'39) – Rezension von Uwe Krusch

Eine sozusagen umgekehrte Herangehensweise hat Paul van Nevel für sein neuestes CD Projekt gewählt. Während etwa Mussorgsky in seinen ‘Bildern einer Ausstellung’ oder Karl-Wieland Kurz mit seiner Sternensonate die Eindrücke nach Besuchen einer Galerie in Töne setzten, hat van Nevel zeitgenössische Kompositionen aus der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts zusammen gestellt, um dem Hörer das Werk des flämischen Malers Theodoor van Loon näher zu bringen, der neben seinem berühmten Zeitgenossen Peter Paul Rubens völlig in Vergessenheit geraten ist. Dieser Maler lebte sowohl in seiner Heimat als auch mehrfach längere Zeit in Rom und konnte so beide Welten verinnerlichen.

Ausgangspunkt ist die Verbindung der eher gewachsenen Welt der südlichen Niederlande und der damals modernen Stadt Rom, die gerade in der Kunst neue Wege beschritt. Beide Gegenden und damit beide Kunststile waren van Loon somit vertraut und so beeinflusste er die Entwicklung der darstellenden Kunst in Flamen in neue Bahnen. Dass die Auswahl der Musik aus diesem Unterfangen weitgehend ebenso unbekannte Meister in den Mittelpunkt stellt, ist ein weiterer Reiz dieser Aufnahme.

Das ‘Huelgas Ensemble’ mit seinem Dutzend Sängern und gut einem halben Dutzend Instrumentalisten hat wieder einmal sein ganzes Können und seine immense Erfahrung eingesetzt, um diese Ecke der Musik- und Kunstgeschichte ins rechte Licht zu rücken. Mehr als ein Dutzend Werke, vorwiegend von der menschlichen Stimme geprägt, stellen ein abwechslungsreiches Panorama der Zeit auf, dass auf Hülle und Beiheft mit prägnanten Beispielen die Kunst des Malers van Loon mitliefert. Wieder einmal gelingt es, aus den Untiefen von Archiven wertvolle Werke mit engagierter Arbeit ans Licht zu holen und inspiriert einem interessierten Publikum anzubieten.

With pieces from the early seventieth century Paul van Nevel and his Huelgas Ensemble take the listener to explore the output of Theodoor van Loon, a more or less unknown painter, acting in the southern Netherlands at the time of Peter Paul Rubens. The composers are mostly unknown as well, although the music is characterful and charming.

  • Pizzicato

  • Archives