Hans Abrahamsen: Streichquartette Nr. 1 - 4; Arditti String Quartet; 1 CD Winter & Winter 910 242-2; Aufnahme 12/2015 & 04/2016, Veröffentlichung 09/2017 (68'29) – Rezension von Uwe Krusch

Die Liste der Preisträger für Kompositionen des renommierten ‘Grawemeyer Award’ kann man durchaus als ‘who is who’ der Musikwelt lesen, um nur Boulez, Kurtag, Ligeti und Saariaho zu nennen. Seit dem letzten Jahr gehört auch der Ligeti Schüler Hans Abrahamsen dazu, dessen Liederzyklus ‘let me tell you’ für Sopran und Orchester ausgezeichnet wurde.

Ausgehend von einer Stilistik der Einfachheit als Kommentar oder Abkehr von der Komplexität der Darmstädter Schule unter Einbeziehung minimalistischer Elemente hat er nunmehr eine eigene Tonsprache entwickelt, die den Hörer unmittelbar anspricht. Abrahamsen selber sieht seine Musik voller Bilder und Emotionen, was sich auch in Werktiteln spiegelt, die immer wieder um Winterlandschaften kreisen.

Doch hier interessieren die vier Streichquartette, die über vier Jahrzehnte des Schaffens dieses dänischen Komponisten entstanden sind. An ihnen lässt sich, auf der CD chronologisch rückwärts, die künstlerische Entwicklung dieses Musikers verfolgen, der seinen sehr persönlichen Tonfall gefunden hat.

Seine Quartette sind abstrakte Musik, aber gleichwohl bildkräftig in ihrer Sprache. Das die Aufnahme eröffnende vierte Quartett mag einem den Eindruck der dänischen Südsee im Sommer vermitteln, wenn die Schweinswale, die Delphine der Ostsee, durchs Wasser gleiten. So glitzernd, bewegt, angenehm und lebendig ist diese Musik. Dabei bewegt er sich bei allen vier Werken eher im Leiseren, fein ziselierten. Im abschließenden ersten Quartett, das als ’10 Preludes’ bezeichnet wird, sind noch die minimalistischen Elemente, wie z. B. vor allem im fünften und achten Satz, prägend vertreten.

Das ‘Arditti Quartet’ übt zum Glück immer noch seine Rolle als Überbringer neuer Quartettmusik mit einer lupenreinen Technik sowie einem stupenden Verständnis für alle neuen Entwicklungen und einer unbändigen niemals nachlassenden Neugier aus. Dazu mag die gelegentliche Umbesetzung einzelner Positionen beigetragen haben, wie zuletzt zu dem Cellisten Lucas Fels. Nur der namensgebende Primarius ist geblieben. Aber die neuen Mitglieder haben keine Brüche bewirkt, sondern den Geist erhalten oder vielleicht sogar wieder neu entfacht, denn vermutlich gehen nur Überzeugungstäter in so ein Ensemble.

Ihre Abrahamsen-Interpretationen sind jedenfalls von hohem Niveau und entsprechend begeisternd.

Danish composer Hans Abrahamsen’s four string quartets span his whole creative period and show the development of his personal style. With never ending high intensity, curiosity and quality, the Arditti String Quartet is once again presenting awesome performances.

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