Joseph Haydn: Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze; Betrachtungen von Pater Julius Kappel; Michael König, Rezitation, Capella Paulana (Dominik Hellsberg, Georg Wimmer, Violine, Robert Bauerstatter, Viola, Benedikt Hellsberg, Cello); # Gramola 99320; Aufnahme Herbst 2022; Veröffentlichung 05.-19.04.04.2024 (100') – Rezension von Uwe Krusch

Anders als der Name des Ensembles vermuten lässt, tritt dieses hier als Streichquartett und nicht als chorisch besetztes Streichorchester auf. In dieser Formation vermitteln sie die Musik in gepflegt fließenden Interpretationen an. Spätestens bei Il terremoto, also dem Erdbeben, wird deutlich, dass sie ihre Deutung nicht extrem effektvoll ausformulieren. So bieten sie eine runde Deutung an, die sich mit den meditierenden Worten ergänzt.

Neben der Musik mit einer Stunde Dauer nämlich bietet diese Aufnahme als Besonderheit noch rund 40 Minuten gesprochene Betrachtungen an. Diese Meditationen zitieren zum einen die sieben Sätze, die aus den Evangelien von Johannes, Lukas und Matthäus stammen. Doch darüber hinaus führen sie über den reinen Wortlaut hinaus in die Umstände ein und geben Erläuterungen sachlicher und deutender Art und Weise.

Außerdem übersetzt der Rezitator das Gesagte in die Musik. Beispielweise wird das Pizzicato der fünften Sonate als trocken und dürr beschrieben und damit als Ausdruck des Durstes benannt. Am Anfang jeder Sonate, wie die musikalischen Sätze benannt sind, steht die Rezitation der der ersten Violinstimme beigegebenen lateinischen Version der sieben letzten Worte.

Diese Texte sind sicherlich eine ideale Ergänzung für jeden, der sich der religiösen Situation nicht oder nicht mehr so genau entsinnt. Hier kann er in der Einheit mit der Musik die ganze Situation nachvollziehen und auch dank der Anmerkungen zur Umsetzung in der Musik den Intentionen Haydns direkt folgen. Dieser Ansatz bietet sich als neue Form über rein auf der Musik basierende Konzertsituationen an. Wer sich auf die Musik konzentrieren möchte, kann sie jederzeit ohne die Texte hören.

Contrary to what the ensemble’s name suggests, it performs here as a string quartet and not as a choral string orchestra. In this formation, they convey the music in well-groomed, flowing interpretations. At the latest in « Il terremoto », i.e. the earthquake, it becomes clear that they do not formulate their interpretation in an extremely effective manner. They offer a well-rounded interpretation that complements the meditative words.

In addition to the one hour of music, this recording also offers around 40 minutes of spoken meditations. On the one hand, these meditations quote the seven sentences taken from the Gospels from the Gospels of John, Luke and Matthew. But they also go beyond the pure wording into the circumstances and provide explanations in a factual and interpretative manner.

The narrator also translates what is said into music. For example, the pizzicato of the fifth sonata is described as dry and arid and thus as an expression of thirst. At the beginning of each sonata, as the musical movements are named, there is a recitation of the Latin version of the seven last words accompanying the first violin part.

These texts are certainly an ideal supplement for anyone who does not remember the religious situation or no longer remembers it so precisely. Here they can understand the whole situation in unity with the music and, thanks to the notes on the realization in the music, follow Haydn’s intentions directly. This approach offers itself as a new form of concert situation based purely on the music. If one want to concentrate on the music, he can listen to it at any time without the lyrics.

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