Daniel Müller-Schott

Konzerte rufen die unterschiedlichsten Wirkungen hervor. Neben denen, die langweilen oder gleichgültig lassen, gibt es die, die aufwühlen und auch solche, die die Zuhörer in einem Wohlgefühl von Harmonie und Schönheit entlassen. Ein solches Konzert war der Auftritt des Litauischen Kammerorchesters unter Sergej Krylov mit Daniel Müller-Schott als Solist gestern (30. Juni) beim Internationalen Musikfestival in Echternach /Luxemburg, sagt Pizzicato-Chefredakteur Remy Franck.

Der Abend begann mit der quirlig-rhythmischen Komposition ‘Milchstraße’ des litauischen Komponisten Arvydas Malcys. Danach war Daniel Müller-Schott der Solist in Joseph Haydns Cellokonzert in C-Dur. Die Aufführung beeindruckte durch die Harmonie zwischen Solist und Orchester. Was hier in bestimmt nicht überaus langer Probenarbeit an Kongruenz erreicht wurde, ist eher selten. Zusammen atmen, zusammen fühlen: die Communio zwischen Krylov und Müller-Schott war beispielhaft und, vor allem, bewegend. Eine glückliche Verbindung von Affetto und Energie prägte die Interpretation, die die ganze Schönheit der Musik optimal zum Ausdruck brachte. Im stimmigen Orchesterklang konnte Daniel Müller-Schott mit einem wunderbar farbigen Cellospiel begeistern.

Nino Rotas Konzert für Streichorchester erklang unter Sergej Krylov in einer vitalen und zugleich klangschönen Interpretation voller kommunikativer Energie.

Die Streicherserenade op. 48 war mein allererstes Tchaikovsky-Werk, und was sich vor über 50 Jahren aus der Vinyl-Platte mit den ‘Boston Strings’ unter Charles Munch auf meine jugendliche ‘Festplatte’ einbrannte, hat meine Rezeption späterer Begegnungen mit dem Werk immer beeinflusst. Bei Krylovs Version im Echternacher ‘Trifolion’ gab es eine große Übereinstimmung mit der ‘Festplatte’ und ein entsprechend großes Hörglück, Atem-anhalten-Momente inbegriffen.

Das Litauische Kammerorchester, dessen Spielfreude man den Musikern ansah und entsprechend auch akustisch mitbekam, spielte unter dem durchaus interventionistischen Dirigat von Sergej Krylov mitreißend schön und kohärent. Die tief romantische Serenade verbarg auch nicht den leisen Schmerz, der mich bei meiner ersten Begegnung mit dem Werk so sehr geprägt und mir den Weg zu dem musikalisch immer wieder ausgedrückten Tchaikovsky-Fatum gezeigt hatte, das viel später kein anderer als Dirigent Dimitrij Kitajenko festigte, jener Kitajenko, bei dem der Geiger Krylov – er ist einer von Kitajenkos bevorzugten Solisten – dirigentisch wohl so manches gelernt hat.

Und so fuhr ich nach diesem Festival-Highlight in Echternach höchst zufrieden nach Hause, fest davon überzeugt, ein sehr, sehr schönes Konzert erlebt zu haben.

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