Manfred Honeck
(c) Felix Broede

Vom 25. Oktober bis zum 8. November findet die 25. Europatournee des Pittsburgh Symphony Orchestra statt. Auf dem Tourneeplan des amerikanischen Klangkörpers stehen Frankfurt, Hamburg, Hannover, Berlin, Wien, München, Amsterdam, Paris, Brüssel und Düsseldorf. Alain Steffen hat das Orchester im Wiener Musikverein gehört.

Beide Konzerte, die am 30. Oktober und 1. November stattfanden, waren ausverkauft. Am ersten Abend erklang das Werk Resurexit von Mason Bates, ein volltönendes und recht unterhaltsames Stück, das vor allem die Qualitäten des Orchesters in den Vordergrund stellte. Geleitet wird die Tournee von Chefdirigent Manfred Honeck, einem gebürtigen Wiener, der hier mit einem doppelten Heimspiel für sich und sein Orchester punkten konnte. Bates leicht zugängliches Stück machte dann sofort Lust auf mehr. Es folgte das Klavierkonzert Nr. 22 von Wolfgang Amadeus Mozart mit dem herausragenden Pianisten Igor Levit. Dieser faszinierte vom ersten Anschlag an durch seine subtile Interpretation und sein leichtfüßiges und sehr musikantisches Spiel. Manfred Honeck und das Pittsburgh Symphony Orchestra zeigten, dass sie auch sehr feinfühlig und trotzdem mitreißend begleiten können. Überhaupt war das Verständnis zwischen Levit und Honeck optimal, so dass das Publikum einen in allem Punkten wunderschönen und stimmigen Mozart zu hören bekam.

Nach der Pause erklang die 5. Symphonie von Shostakovich. Manfred Honeck beließ es nicht bei einer routinierten Wiedergabe, sondern spürte in seiner Interpretation dem Hintergründigen nach und offenbarte diese Symphonie als ein wahrlich zerrissenes Werk. Besonders die Diskrepanz zwischen Tragik und Pseudo-Triumph  brachten Honeck und das grandios aufspielende PSO bestens zu Gehör.

Der zweite Abend begann mit einer atemberaubenden Interpretation der 9. Symphonie von Anton Bruckner. Auch hier beließ es Honeck nicht bei gottesfürchtigem Pathos, sondern interpretierte die Musik als ein Aufschrei, als ein klingendes Mahnmal, ja als ein musikalischer Spiegel unserer Zeit. Mit seinen vielen, von Honeck hervorragend in Szene gesetzten dramatischen Momenten schien die Musik immer wieder an Menschlichkeit und Toleranz zu appellieren. Dem unvollendeten Werk ließ Honeck dann nach der Pause das Te Deum folgen. Der volle, schöne und wunderbar weiche Klang des Pittsburgh Symphony Orchestra war für die Musik von Bruckner prädestiniert. Vier sehr gute Solisten, Christina Landshamer, Sopran, Gerhild Romberger, Alt, Werner Güra, Tenor und Florian Boesch, Bariton und der exzellente Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (unter der Leitung von Johannes Prinz) rundeten diese in allen Hinsichten hochwertige Interpretation auf höchstem Niveau ab.

Und immer wieder ist man ebenfalls von der einmaligen Akustik des Musikvereins begeistert, der ohne Zweifel zu den wirklich allerbesten Konzertsälen der Welt gehört. Was aber Bequemlichkeit und Sicht anbetrifft, da gehört der Saal allerdings zu den Schlusslichtern. Und die Unmanierlichkeit des Luxemburger Publikums, das schnell nach den letzten Takten den Saal verlässt, um rechtzeitig im Parkhaus zu sein, wird aber noch von der des Wiener Publikums übertroffen, das wirklich scharenweise aus dem Saal stürmt, sobald das Konzert zu Ende ist. Dies ist einfach nur respektlos. Trotzdem ließen Manfred Honeck und das PSO es sich nicht nehmen, nach jedem Konzert eine Zugabe, auch vor halbleerem Saal, zu spielen.

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