Bela Bartok: Konzerte für Violine und Orchester; Christian Tetzlaff, Violine, Finnish Radio Symphony Orchestra, Hannu Lintu; 1 CD Ondine ODE 1317-2; Aufnahme 10/2017, Veröffentlichung 04/2018 (60'14) – Rezension von Uwe Krusch

Zwei exquisite Schüler von Jenö Hubay gaben Bartok den Anlass, unter anderem seine Violinkonzerte zu schreiben. Beim ersten war es Steffi Geyer. Diese junge Frau inspirierte ihn weit über das musikalische hinaus, aber sie konnte seine Avancen nicht erwidern. Das Konzert aber ist von dieser aus Bartoks Sicht unglücklichen Liebe geprägt.

Das zweite Konzert widmete er dem langjährigen Freund und Duopartner Zoltan Szekely. In diesem Verhältnis stand die musikalische Hochachtung im Vordergrund. Deswegen und auch wegen dreißig Jahren eigener Entwicklung haben die beiden Werke unterschiedliche Stimmungsbilder und Gestaltungen.

Wenn man beide Werke koppelt, was sich anbietet, da sie eine CD auch gut füllen, muss die Interpretation diesen Unterschieden Rechnung zu tragen. Eine weitere Frage ist, wie die in beiden Werken anklingenden volkstonhaften Momente dargestellt werden. Sollten sie herausgehoben werden oder doch lieber die anderen musikalischen Aspekte herausgehoben werden?

Christian Tetzlaff ist ein Musiker, der nicht nur über eine herausragende Technik verfügt, sondern auch mit Herz und Verstand spielt. Damit schafft er musikalische Welten, die den Hörer mit intensiven Erlebnissen belohnt. Auch bei Bartok schafft er sowohl die stimmungsvolle Darstellung, mit der Bartók seine Steffi anhimmelte, als auch die künstlerische Darstellung im zweiten Konzert. So macht er Chromatik und Motorik erlebbar und stellt die auch enthaltenen Verbunko-Klänge eher in den Hintergrund. So verschmelzen Gefühl, Technik und musikantischer Schwung zu einem Hörgenuss.

Mit den Finnen vom Radio Symphonieorchester aus Helsinki und Hannu Lintu hat Tetzlaff Partner gefunden, die seinen Weg mit eigener Ausdruckskraft würzen, aber auch unterstützen. Mal lässt der erzeugte Klang an Wagner, mal an Strauss denken. Jedenfalls glänzt das Orchester mit klar strukturiertem Spiel, sattem, aber maßvoll dosiertem Klang und durchleuchtet die Materie dergestalt, dass die Modernität der Musik betont wird.

Die technische Realisation der Aufnahme bietet ein zwischen Solist und Orchester ausgewogenes angenehmes Klangbild.

Bartok’s two violin concertos come from different periods of his life and disclose different atmospheres. Tetzlaff and his Finnish companions use their outstanding abilities and musical senses to expressively recreate the moods without neglecting structural refinement.

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