Dmitri Shostakovich: Streichquartette Nrn. 7–13; Asasello-Quartett (Rostislav Kozhevnikov, Barbara Streil, Violine, Justyna Sliwa, Viola, Teemu Myöhänen, Cello); # Genuin GEN 23826; Aufnahme 04. + 11.2022, 02.2023, Veröffentlichung 03.11.2023 (147'39) – Rezension von Uwe Krusch

Das Foto des Quartetts im begleitenden Heft bietet die vier Musiker entspannt im Pyjama. Dabei zeigen ihre Interpretationen keinerlei Schläfrigkeit. Wollte man eine Verbindung herstellen, dann allenfalls, dass ihnen traumwandlerisch sichere Deutungen der eingespielten Werke gelingen. Neben vollständigen Quartetten haben sie auch einige Entwurfssätze aufgenommen, die dann nicht in ein ganzes Werk einflossen sind, u. a. eine Ersteinspielung.

Mit den mittleren Quartetten eröffnen die vier Musiker ihre Gesamteinspielung. Dabei stoßen sie hinein in einen sehr persönlichen Kosmos des Komponisten, der immer am 8. Quartett festgemacht wird, aber auch bei den anderen gezeigten Werken zu finden ist.

Ihnen gelingt es, die Breite an kompositorischen Ausdrucksmitteln bis an die Grenzen auszuloten. Um ein Beispiel herauszugreifen, werden in der Humoresque des 11. Quartetts metallische monotone Maschinengeräusche evoziert, während in den beiden folgenden Sätzen, Elegie und Finale eine ruhige verinnerlichte, zuerst bärig brummige Stimmung hörbar wird, dann auch zaghaft tastende Klänge den Raum füllen.

Der Anfang mit dem kurzen 7. Quartett bietet in dieser so ergreifenden Interpretation die Deutung eines Grabgesangs für seine wenige Jahre vor der Komposition verstorbene erste Ehefrau Nina Warsar an.

Von anderer Natur ist das 9. Quartett, das kurz nach der Heirat mit seiner dritten Frau, Irina Antonovna, entstand. Und doch, und auch das macht das Asasello Quartett sehr deutlich, ist es kein einfach von Heiterkeit geprägtes Werk, sondern trägt auch einen Unterton in sich. So spürt man im dritten Satz immer einen grotesken Subtext. Vielleicht ließe sich das Werk noch anders hören, wenn man die von Shostakovich verworfene vorherige Version kennen würde.

Noch tiefer ins eigene Ich verweist das 8. Quartett, dass er mit dem zerbombten Dresden im Blick den Opfern des Faschismus widmete. Das Werk ist auch autobiografisch einzuordnen. Diese innere Beteiligung, die auch in den Zitaten zweier Lieder sibirischer Zwangsarbeiter herausgehoben wird, machen die Musiker das Asasello Quartetts hinreißend erkennbar. Hier, wie auch an anderen Stellen, stehen ausgeformte Klänge neben geräuschhaft ausgeprägten Passagen, werden Einsprengsel herauskatapultiert und doch auch Entwicklungslinien geprägt.

In jedem gespielten Ton spürt man die vom Primarius im beigefügten Text erläuterte, seit seiner Kindheit gewachsene Nähe zu diesen Werken. Jede gespielte Note, jeder Moment ist auch ein Bekenntnis der Interpreten zu dieser Musik. Denn durch die Sammlung zieht sich als Band der kompromisslose Einsatz für diese Werke, der sowohl den Instrumenten wie auch den Spielern alles abverlangt. Nichts lässt sie kalt und der Zuhörer wird eingefangen für diese Reise. Aber die hätte er auch freiwillig mitgemacht.

The photo of the quartet in the accompanying booklet shows the four musicians relaxed in their pajamas. Yet their interpretations show no sleepiness whatsoever. If one wanted to make a connection, then at most that they succeed in somnambulistically secure interpretations of the recorded works. In addition to complete quartets, they have also recorded some draft movements, which were then not incorporated into a complete work, including a premiere recording.

The four musicians open their complete recording with the middle quartets. In doing so, they enter into a very personal cosmos of the composer, which is always found in the 8th quartet, but can also be heard in the other works presented.

They succeed in exploring the breadth of compositional means of expression to their limits. To take one example, the Humoresque of the 11th Quartet evokes metallic monotonous machine noises, while in the two following movements, Elegy and Finale, a quiet internalized mood, at first bearishly humming, then also tentatively groping sounds fill the space.

The opening with the brief 7th Quartet offers, in this so poignant interpretation, the interpretation of a funeral dirge for his first wife, Nina Warsar, who died a few years before the composition. Of a different nature is the 9th Quartet, composed shortly after his marriage to his third wife, Irina Antonovna. And yet, and the Asasello Quartet makes this very clear as well, it is not a work simply characterized by serenity, but also carries an undertone. Thus, one always senses a grotesque subtext in the third movement. Perhaps the work could be heard even differently if one knew the previous version discarded by Shostakovich.

The 8th Quartet, which he dedicated to the victims of fascism with the bombed-out Dresden in view, points even deeper into his own ego. The work can also be classified autobiographically. This inner involvement, which is also highlighted in the quotations of two songs by Siberian forced laborers, is made ravishingly recognizable by the musicians of the Asasello Quartet. Here, as elsewhere, shaped sounds stand alongside noisily pronounced passages, sprinkles are catapulted out and yet lines of development are also marked.

In every note played, one senses the closeness to these works that has grown since his childhood, as explained by the primarius in the enclosed text. Every note played, every moment is also a commitment of the performers to this music. For through the collection runs as a band the uncompromising commitment to these works, which demands everything from both the instruments and the players. Nothing leaves them cold and the listener is captured for this journey. But he would have taken it voluntarily.

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