Sergei Prokofiev: Klaviersonaten Nr.4, 7 & 9 (Vol. 2); Alexander Melnikov, Klavier; 1 CD Harmonia Mundi HMM 902203; Aufnahmen 08/2018 & 01/1019, Veröffentlichung 10/2019 (58‘20) - Rezension von Alain Steffen

Auch in seiner zweiten Aufnahme der Klaviersonaten von Sergei Prokofiev behauptet sich Alexander Melnikov als exzellenter Interpret. Vor allem gelingt es ihm, den modernen Charakter dieser Werke sehr deutlich zu vermitteln. Der rhythmische Diskurs und die quasi radikale Ausleuchtung der Partitur hinsichtlich moderner Klänge sind beeindruckend.

Melnikov spielt auf dieser CD drei Sonaten aus drei Schaffensperioden, verbindet sie allerdings durch eine klar strukturierte, sehr präzise und auf äußere Emotionen und effektvolle Virtuosität gänzlich verzichtende Interpretation. Dieser rote Faden kommt der Musik dann auch sehr zu Gute und zeigt selbst in der frühen Sonate Nr. 4 mit ihrem narrativen und poetischen Charakter, dass hier ansatzweise schon ein sehr reifer Prokofiev vorhanden ist. Es folgt eine sehr zerrissene Kriegssonate Nr. 7 aus dem Jahre 1942, die vieles vorausnimmt, was wir später durch Shostakovich kennenlernen werden. Atemberaubend gespielt wird auch Prokofievs letzte Sonate Nr. 9, die er für Svjatoslav Richter komponiert hat. Es ist ein Werk der wirklich leisen Töne. Melnikov versteht es, sein Spiel zurückzunehmen und die Nachdenklichkeit, die dieser Sonate anhaftet, klar und deutlich zu vermitteln. Seine expressive Interpretationskraft liegt in der Schlichtheit und der Reduktion aller Gefühle auf das Wesentliche. Grandios.

In his second recording of piano sonatas by Sergei Prokofiev, Alexander Melnikov is again a most convincing performer. Above all, he succeeds in conveying the modern character of these works very clearly.
Melnikov plays three sonatas from three periods, but combines them through a clearly structured, very precise interpretation that completely dispenses with external emotions and showy virtuosity. In the early Fourth Sonata No. 4, which is very narrative ad poetic, Melnikov shows that Prokofiev is already very mature. The conflicted War Sonata No. 7 from 1942 already anticipates much of what we will learn later through Shostakovich. In Prokofiev’s last sonata No. 9, composed for Svjatoslav Richter, Melnikov’s playing is breath-taking. It is a work of really quiet tones. The pianist perfectly knows how to convey the deep thoughtfulness of this sonata.
In all three sonatas, Melnikov’s power of expression comes from the simplicity and the reduction of all feelings to what is essential in the music. Outstanding!

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