Le temps retrouvé; César Franck: Streichquartett D-Dur + Klavierquintett f-Moll; Eliot Quartett (Maryana Osipova, Alexander Sachs, Violine, Dmitry Hahalin, Viola, Michael Preuß, Cello), Dmitry Ablogin, Klavier; 1 CD Genuin GEN 22784; Aufnahme 09.2021; Veröffentlichung 07.2022 (81'52) – Rezension von Uwe Krusch

Das Streichquartett galt im Frankreich des 19. Jahrhunderts als “die reinste Form von Instrumentalmusik, die Urform”, wie es Gabriel Fauré formulierte. Nach dem ersten frühen Höhepunkt der Quartette von Cherubini zeugten die zahlreichen Streichquartette gegen Ende des Jahrhunderts von Debussy, Ropartz, d’Indy, Saint-Saëns von diesem Fokus. César Franck schuf mit seinem Streichquartett einen der Höhepunkte in dieser Reihe.

Zehn Jahre zuvor hatte er sein Klavierquintett geschaffen. Parallel zu den impressionistischen Malern suchten junge französische Komponisten gerade in der Kammermusik nach neuen, typisch französischen Ausdrucksformen. Franck zeigte sich hier als Vorreiter der jungen Generation, die mit chromatisch changierender Harmonik und eigenartiger Formenwelt den Beginn einer neuen Epoche französischer Musik erkannte. Er löste die Harmonik im Quintett durch ständiges Alterieren in eine ‘impressionistische’ Richtung auf und führte Komponisten wie Fauré, d’Indy und Dukas an eine eigenständige Form- und Farbenwelt der heran. Gleichzeitig war er tief von der Musik Richard Wagners beeinflusst, was den eigenartigen, zwiespältigen Reiz seiner großen Spätwerke ausmacht, wie des Klavierquintetts.

Mit dem Streichquartett und dem Klavierquintett haben die Musiker zwei Schwergewichte der Kammermusik von César Franck eingespielt. Mit durchaus kraftvollem und saftigem Ansatz präsentieren sie die Werke. Als bestens eingespieltes Team verweben sie die Stimmen zu einem spannungsvoll geladenen Geflecht, das sie emotional aufladen und so das Flair der Musik und ihrer Entstehungszeit zu beleben wissen. So gelingt es ihnen, sowohl die Anklänge an den Impressionismus hervorzuheben wie auch das Idiom, das Franck aus der Musik von Wagner eingebunden hatte, so zu formulieren, dass alle Aspekte gehört werden können.

In 19th century France, the string quartet was considered « the purest form of instrumental music, the archetype, » as Gabriel Fauré put it. After the first early peak of Cherubini’s quartets, the numerous string quartets towards the end of the century by Debussy, Ropartz, d’Indy, Saint-Saëns testified to this focus. César Franck created one of the highlights in this series with his string quartet.

Ten years earlier he had created his Piano Quintet. Parallel to the Impressionist painters, young French composers were searching for new, typically French forms of expression, especially in chamber music. Franck showed himself here as a forerunner of the young generation, who recognized the beginning of a new epoch of French music with chromatically changing harmonies and a peculiar world of forms. He dissolved the harmony in the quintet by constantly altering it in an « impressionistic » direction and introduced composers like Fauré, d’Indy and Dukas to an independent world of form and color. At the same time, he was deeply influenced by the music of Richard Wagner, which accounts for the peculiar, ambivalent appeal of his great late works, such as the Piano Quintet.

With the String Quartet and the Piano Quintet, the musicians have recorded two heavyweights of César Franck’s chamber music. They present the works with a thoroughly powerful and juicy approach. As a well-rehearsed team, they weave the voices into an excitingly charged mesh, which they charge emotionally and thus know how to enliven the flair of the music and its period of origin. In this way they succeed both in emphasizing the echoes of impressionism and in formulating the idiom that Franck had incorporated from Wagner’s music in such a way that all aspects can be heard.

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