Eugène Ysaÿe: Sonaten für Solovioline solo, op. 27; Eric Lacrouts, Violine; 1 CD Klarthe KLA036; Aufnahmen 03/2016, Veröffentlichung 03/2017 (59'03)

♪♪♪♪♪ - Eugène Ysaÿe: Sonaten für Solovioline, op. 27; Viktoria Elisabeth Kaunzner: Sojuchameleon; Viktoria Elisabeth Kaunzner, Violine; 1 CD Hännsler Classic HC16086; Aufnahme 05/2009, 02 + 03/2016, Veröffentlichung 02/2017 (78'05) – Rezension von Uwe Krusch

Die Sonaten und Partiten von Johann Sebastian Bach und die Werke von Paganini sind die nahezu einzigen Leuchttürme für Violine allein bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Und es sind bis heute faszinierende, einzigartige Kunstwerke wie die Felsnadeln im ‘Torres del Paine-Nationalpark’ in Patagonien singuläre, atemberaubende Bergmassive inmitten des Ozeans der Kordilleren sind.

Erst mit Ysaÿe kam eine weitere Felsnadel hinzu. Seine sechs Sonaten weisen deutliche Bezugnahmen auf die Sonaten des großen Meisters auf, z. B. indem sie die gleichen Tonarten verwenden und damit auch das Verhältnis von vier Sonaten in Moll zu zwei in Dur. Andererseits katapultieren sie die Form, Tonalität und Struktur in die Zeit Ysaÿes.

Die sechs Sonaten hat Ysaÿe jüngeren Geigenvirtuosen gewidmet und innerhalb seiner Kompositionsweise an ihre jeweiligen Spielweisen angenähert.

Zu den zahlreichen guten Aufnahmen kommen nunmehr zwei weitere hinzu. Beide glänzen mit hochmusikalischen und technisch versierten Darbietungen.

Eric Lacrouts, Konzertmeister der Oper in Paris und Primgeiger des ‘Psophos Quartetts’ und des ‘Vuillaume Streichtrios’ fokussiert sich vollkommen auf die Ysaÿe-Sonaten. Sein Ansatz ist gleichzeitig durchdacht und gefühlvoll.

Viktoria Elisabeth Kaunzner fügt ihrer Aufnahme noch eine eigene Komposition mit dem Titel ‘Sojuchameleon’ bei. Diesem kurzen Werk legt die Komponistin eine lange Erzählung zugrunde. Nur kurz: Soju ist das koreanische Wort für den dort getrunkenen Reiswein und ist eine Metapher für die Kompensation menschlicher Schwäche. Das Chamäleon symbolisiert mit seinen Schuppen diverse Zustände und ist gleichzeitig Weltbürger, da Chamäleons weltweit verbreitet sind. Mit der Komposition hat Kaunzner eine Satire über die Alkohollobby und die globale Lärmverschmutzung geschrieben, indem sie Geräusche vom Tonband zuspielt.

Beide Aufnahmen sind hörenswert. Die Aufnahme Kaunzners schmeichelt dem Ohr mehr, da der Klang freier und die Interpretation etwas intensiver klingt. Die Zugabe weist darüber hinaus den Weg der Violinsolowerke in unsere Zeit.

Both of these new recordings of Ysaÿe’s Solo Sonatas are worthwhile. Both are technically and musically fine. Due to a more intense playing and an interesting encore of her own, Viktoria Elisabeth Kaunzner’s CD is slightly preferable.

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