Hans Abrahamsen, Bent Sørensen; Werke für Akkordeon solo oder mit Streichern; Frode Haltli, Trondheim Soloists, Arditti Quartet; 1 CD ECM 2496; Aufnahmen 10 und 11/2014, Veröffentlichung 8/2016 (44'47) – Rezension von Uwe Krusch

Der Norweger Frode Haltli hat in seiner Jugend mit seinem Akkordeon vor allem Volksmusik gespielt. Doch schnell erweiterte er sein Repertoire in viele Richtungen. Hier präsentiert er jeweils zwei Werke von Bent Sørensen und Hans Abrahamsen.

Diese beiden dänischen Komponisten zeichnet aus, dass sie eigene Wege gefunden haben. Zwar kennen Sie die Musikgeschichte genau, aber sie lehnen sich nirgends an. Mit Per Nørgard hatten beide einen gemeinsamen Lehrer. Daneben aber gab es andere. So hat Abrahamsen seine Nähe zu Ligeti gefunden. Bei Abrahamsen geht es sogar so weit, dass er neue Einfachheit als Reaktion auf die teilweise verkopfte Darmstädter Musik pflegte. Der norwegische Komponist Arne Nordheim hat über Sørensen gesagt, seine Musik erinnere ihn an etwas, das er noch nie gehört habe. Dieses Bonmot gibt vielleicht am besten wieder, wie persönlich der Stil ist; das gilt auch für Abrahamsen. Für den Zuhörer bedeutet dies, dass er sich auf unzweifelhaft zeitgenössische Musik einlassen muss, das aber auch ruhigen Gewissens machen kann. Die neuen Töne bleiben hörbar.

Zwei Werke, das ‘Air’ von Abrahamsen und das ‘Lullaby’ von Sørensen, werden solistisch vom Akkordeon gespielt. ‘Air’ ist dreifach zu verstehen: im Sinne eines Liedes, aber auch als einfache Komposition für eine klare Luft stehend und schließlich als die Luft, die das Akkordeon beim Spiel entlässt, verziert mit Obertönen. Das ‘Lullaby’, ursprünglich für Klavier geschrieben (und zwar zur Geburt des ersten Kindes von Leif Ove Andsnes), ist eine Art Perpetuum mobile, das irgendwann entschwindet.

Mit Streicherbegleitung präsentieren sich die beiden anderen Werke. ‘Drei kleine Nachtmusiken’ von Abrahamsen bringen das Akkordeon mit einem Streichquartett zusammen. Diese duftigen Stücke sind mit ihrem Charme unmittelbar zugänglich und stellen sich trotzdem charaktervoll dar.

Das Konzert ‘It is Pain Flowing Down Slowly on a White Wall’ von Sørensen sieht neben dem Akkordeon ein Streichorchester vor. Hier eröffnet eine Solovioline hinter der Bühne als zweites Soloinstrument das Werk, das Akkordeon und das Orchester hören zunächst eher zu und begleiten. Im Verlauf des Stückes tritt die Violine in den Hintergrund und das Orchester widmet seine Aufmerksamkeit dem Akkordeon, also dem Geschehen auf der Bühne zu.

Frode Haltli beherrscht sein Instrument souverän. Er entlockt dem Akkordeon kunstvolle Töne und weiß seine musikalische Aussage zu gestalten. Trotzdem muss man den Klang des Akkordeons mögen, um die Solostücke uneingeschränkt zu genießen. Bei den beiden Werken mit Streicherbegleitung fällt diese Zuneigung deutlich einfacher. Sowohl die ‘Trondheim Soloists’ mit Sigmund Tvete Vik als Solist hinterm Vorhang als auch das Arditti Quartet bei den drei Nocturnes sind für Haltli mitreißende Kollegen, die einen zugleich modernen und auch sinnlich einnehmenden Klang beisteuern.

Two Danish composers with works for solo accordion or for accordion and strings give a very good idea of how individualistic composing can be in this Northern country. The musicians communicate their great pleasure in playing this contemporary however easily accessible music.

 

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