Wer hat, klagt nicht. Sollte er aus Solidarität nicht doch lieber klagen? Um diese Frage dreht sich eine Polemik, die eine Aussage der Intendantin des Magdeburger Theaters, Karen Stone, auf MDR Figaro ausgelöst hat. Ihr Haus ist von den massiven Zuschuss-Kürzungen der Landesregierung Sachsen-Anhalt nicht betroffen und sie sagte im MDR, sie sehe das als gerecht an und habe im Übrigen Verständnis für Kürzungen. Das hat die Intendanten der Theater Dessau, Halle und Eisleben auf die Palme gebracht. Sie kritisieren die Äußerungen Karen Stones als « beispiellosen Akt der Entsolidarisierung“. Hier folgt ihre Stellungnahme:

Die Intendanten der Theater des Anhaltischen Theaters Dessau, der Landesbühne Eisleben und des Neuen Theaters Halle – André Bücker, Ulrich Fischer und Matthias Brenner – haben die Äußerungen der Generalintendantin des Theaters der Landeshauptstadt Magdeburg, Karen Stone, zum Welttheatertag am 27. März scharf kritisiert. In einem Interview mit dem Rundfunksender MDR Figaro hatte Stone gestern mit Bezug auf die Kürzungen des Landes Sachsen-Anhalt bei den Zuwendungen für die Bühnen in Dessau und Halle wörtlich gesagt: « Das ist einfach eine faire Verteilung des Geldes vom Land innerhalb des Landes. Wir sind immerhin Landeshauptstadt und wir waren eigentlich auf dritter Stelle. Und das musste ein bisschen nachkorrigiert werden sozusagen.“

Damit machte sie sich nicht nur die durchschaubar falsche Argumentation des Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU) zu eigen, der die Streichungen in Dessau, Eisleben und Halle damit verteidigt hatte, dass dem Land alle Städte gleich « lieb und teuer“ seien: Magdeburg erhält ab 2014 neun Millionen Euro vom Land, im noch nicht unterschriftsreifen Vertragsentwurf für Dessau sind nur noch etwa 5,5 Millionen Euro vorgesehen. Die Förderung für Eisleben soll auf ein Drittel reduziert werden, auch in Halle werden rund drei Millionen gekürzt.

Mit seiner ungekürzten Zuwendung will das Theater der Landeshauptstadt laut MDR-Angaben nun seine Auslastung von « fast 175 000 Zuschauern“ in der vergangenen Spielzeit steigern – eine Besucher-Statistik, die das Anhaltische Theater in der ungleich kleineren Stadt Dessau-Roßlau mit deutlich geringeren Zuwendungen bereits seit Jahren erreicht. In Halle wird diese Bilanz ebenfalls seit langem überboten.

In dem MDR-Beitrag leitete Karen Stone die Begründung der Kürzungen zugunsten ihres Hauses zudem aus einem politischen Standortvorteil Magdeburgs her, der nach der Wende künstlich geschaffen wurde – und den die damalige Landesregierung unter anderem mit dem Verweis auf die kulturellen Vorzüge von Dessau und Halle begründete, die durch die Große Koalition nun systematisch zerschlagen werden. Ein Blick auf die Nachbarländer Sachsen-Anhalts zeigt deutlich, dass sich aus dem Status der Landeshauptstadt keineswegs automatisch die

Bevorzugung bei der Theaterförderung herleiten lässt: Vom Freistaat Thüringen werden die Bühnen in Meiningen und Weimar als Staatstheater gefördert, Brandenburg finanziert das Theater in Cottbus auf diese herausgehobene Weise. In Erfurt gibt es lediglich ein Musiktheater, in Potsdam ein reines Schauspielhaus. Begründet werden diese Zuwendungen aus einer künstlerischen Tradition, nicht aber aus einem politischen Repräsentation-Anspruch.

Vor diesem Hintergrund kritisieren die Intendanten die Äußerungen Stones als « beispiellosen Akt der Entsolidarisierung“ innerhalb der Theater eines Bundeslandes. « Anstatt die gesamte Theaterlandschaft gemeinsam zu verteidigen und für die Menschen vor Ort zukunftssicher zu machen, wählt Frau Stone einen egoistischen Sonderweg, der sich zwar kurzfristig der Politik anbiedert, bei dem aber langfristig das Theater in Magdeburg als moralische Anstalt Schaden nimmt. » Zudem weisen die Intendanten darauf hin, dass von der Landesbühne in Eisleben in dem MDR-Beitrag schon gar keine Rede mehr ist – vielleicht auch deshalb, weil das Haus nach dem Willen des Kultusministers Stephan Dorgerloh (SPD) künftig nicht mehr Theater, sondern « Kulturwerk“ heißen soll. Dem Anlass des Welttheatertages sei solche Berichterstattung aus einem Krisenland nicht angemessen. »

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