Anton Bruckner: Symphonie Nr. 1 (Version 1868); Bruckner Orchester Linz, Markus Poschner; # Capriccio C8092; Aufnahme 02.2023; Veröffentlichung 05.01.2024 (45'21) – Rezension von Uwe Krusch

Die gezählte erste Symphonie ist im symphonischen Schaffen von Anton Bruckner noch mit recht schnellen Tempobezeichnungen der Sätze in gewisser Weise ein Sonderling. Auch mögen die blockartig gereihten Passagen hier noch unbehauener wirken als bei den späteren Werken. So hört man gelegentlich, dass frühe Werke eines Komponisten im Ansatz, schon mehr oder weniger entwickelt, die späte Reife zeigen. Das mag man auch hier so hören.

Diese Besonderheiten arbeitet Markus Poschner in seiner Interpretation gekonnt heraus. Ist sein Ansatz in seinem Zyklus grundsätzlich schon auf Bewegung ausgerichtet und lässt feierlich gemessene Ansätze in den Hintergrund treten, so tritt diese bewegente Sicht hier besonders hervor. Auch die durch Pausen abgegrenzten Felder im Werk stellen Poschner und das Bruckner Orchester Linz unzweifelhaft in den Raum. Alles wird markant, aber nicht mit zu rauer Oberfläche angeboten.

Wie schon in anderen Aufnahmen des Zyklus sind der Rhythmus, der Puls im Blickpunkt. Und das passt gerade bei dieser Symphonie gut zu ihrem Charakter. Poschner zeigt gekonnte Frische und verströmt keinen Weihrauch mit Patina. Das Orchester, welches den Namen des Komponisten trägt, weiß um die starken Seiten der Musik und beleuchtet beispielsweise die Wärme und Kraft der Musik adäquat. Dabei können sie auch die große dynamische Spanne wie auch die Entwicklung der Musik angemessen beleuchten.

In Anton Bruckner’s symphonic oeuvre, the counted first symphony is in some ways an oddity with its rather fast tempo markings of the movements. The block-like sequences of passages may also seem even more rough-hewn here than in the later works. One occasionally hears that a composer’s early works, already more or less developed in their approach, show late maturity. This may also be heard here.

Markus Poschner skillfully brings out these peculiarities in his interpretation. If his approach in his cycle is already fundamentally geared towards movement and allows solemnly measured approaches to recede into the background, this moving view is particularly prominent here. Poschner and the Bruckner Orchestra Linz also unquestionably place the fields delimited by pauses in the work. Everything is presented strikingly, but not with too rough a surface.

As in other recordings of the cycle, the focus is on rhythm and pulse. And that suits the character of this symphony particularly well. Poschner shows skillful freshness and does not exude any incense with patina. The orchestra, which bears the composer’s name, is aware of the strong aspects of the music and, for example, adequately illuminates the warmth and power of the music. They are also able to adequately illuminate the wide dynamic range as well as the development of the music.

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