BR Klassik veröffentlicht in seiner Mahler-Reihe mit Mariss Jansons die Fünfte Symphonie. Zu dieser Veröffentlichung hat Remy Franck dem Dirigenten einige Fragen gestellt.

Mariss Jansons
Photo: BR

Maestro, Sie haben die Mahler-Symphonien mit dem ‘Koninklijk Concertgebouw Orkest’ eingespielt und tun jetzt dasselbe mit dem Symphonieorchester des BR. Was unterscheidet aus Ihrer Sicht die Aufnahmen?
Die beiden wunderbaren Orchester sind Individuen, wie zwei verschiedene Menschen. Jedes für sich hat eine eigene Persönlichkeit. Das wird auf den Aufnahmen natürlich deutlich.

Was hat sich, immer aus Ihrer Sicht, in Ihrer Auffassung der Mahler-Symphonien geändert?
Da zwischen den Aufnahmen einige Zeit liegt, ist die Interpretation vielleicht unterschiedlich. Ich nehme an, dass sich mit der Zeit meine Auffassung und Interpretation geändert hat, teils bewusst, teils unbewusst.

Haben Sie Präferenzen, was diese Aufnahmen angeht? Bringt das BR-Orchester etwas, was Sie beim Concertgebouw nicht erhielten?
Nein, ich habe überhaupt keine Präferenzen. Beide Orchester musizieren auf sehr hohem Niveau und bringen höchste Qualität.

Haben Sie selber Vorlieben, was die Symphonien anbelangt? Haben Sie ein Lieblingssymphonie und eine, die sie am wenigsten mögen?
Ich liebe alle Symphonien von Gustav Mahler. Und dann liebe ich immer die Symphonie am meisten, die ich gerade dirigiere. Ganz besonders mag ich aber den 3. Satz der Symphonie Nr. 4 und den 6. Satz aus der Symphonie Nr. 3.

Was ist für den Dirigenten die größte Herausforderung beim Mahler-Dirigieren?
Alles an dieser fabelhaften Musik ist Herausforderung.

Mahlers Musik verträgt Interpretationen von ganz verschiedenen Richtungen. Ich habe den Eindruck, dass diese Bandbreite bei Mahler grösser ist als bei anderen Komponisten. Was meinen Sie dazu?
Mahlers Musik ist sehr vielschichtig, umfasst ein breites emotionales Spektrum und stellt existentielle Fragen. Deshalb gehört Mahler unbedingt zu den vielseitigsten Komponisten mit der größten Bandbreite.

Die Mahler-Jury in Toblach hat 2015 ihre Arbeit eingestellt, und einige Juroren waren der Auffassung, der Satz ‘Meine Zeit wird kommen’ könne abgewandelt werden in ‘Meine Zeit ist schon wieder vergangen’. Kann man angesichts dessen, was große Dirigenten und Sie selber in Sachen Mahler gesagt haben, noch etwas hinzufügen?
Ich finde, Mahlers Musik ist nicht vergangen und sie wird auch niemals vergehen. Sie wird immer gespielt und geliebt werden. Sie bleibt ewig.

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