Johannes Brahms: Klavierquartett Nr. 1 op. 25; Friedrich Gernsheim: Klavierquartett c-Moll, op. 20; Mariani Klavierquartett (Philipp Bohnen, Barbara Buntrock, Violine, Peter-Philipp Staemmler, Viola, Gerhard Vielhaber, Klavier); 1 CD Audax ADX13780; Aufnahme 01.2020; Veröffentlichung 07.05.2021 (61'46) – Rezension von Uwe Krusch

Womit kombiniert man die Quartette für Klavier und Streicher von Johannes Brahms, die man unbedingt aufnehmen möchte? Bei dieser Suche stieß das Mariani Quartett auf den mit Brahms eng befreundeten Friedrich Gernsheim, der auch drei Klavierquartette geschrieben hat, so dass sich quasi eine natürliche Paarung für eine Serie ergibt.

Während die Musik von Brahms allseits bekannt ist, ist die Begegnung mit Gernsheim für einige Neuland. Dabei war er zu Lebzeiten angesehen, und etwa Richard Strauss hat seine Symphonien programmiert. Nimmt man seine insgesamt drei Klavierquartette als Beispiel, so kann man seine kompositorische Reifung vom jungen draufgängerischen Nachfolger Mendelssohn zum Bewunderer der Musik seines Freundes Brahms verfolgen. Das hier eingespielte zweite Quartett bildet sozusagen die Brücke zwischen beiden Stilpolen.

Das Mariani Klavierquartett widmet sich mit ebensolchem Einsatz sowohl den bekanntesten Stücken als eben auch vernachlässigten Gattungsbeiträgen. Als eines der wenigen ständigen Klavierquartette hat es sich fest etabliert. Mit ebenso leidenschaftlichem wie technisch abgesicherten Spiel vermittelt es nicht nur die eigene Freude an den aufgeführten Werken, sondern kann mit der Intensität seiner Darbietungen auch das Herzblut vermitteln.

Dank eines ausgeglichenen Zusammenwirkens kommt jedem Instrument im Verbund eine im Grunde gleichgewichtete bzw. die ihm aus der jeweiligen Musik erwachsende Rolle zu, ohne etwa das Klavier über Gebühr in den Vordergrund zu bringen. Mit diesem sorgfältig eingefangenen Miteinander legen sie nicht nur eine zwischen notwendiger Intensität und zurückhaltender Ausgewogenheit balancierende Sicht auf Brahms vor, sondern stellen das Werk von Gernsheim als Schatzkästchen vor.

With what do you combine the quartets for piano and strings by Johannes Brahms that you are planning to record? In this search, the Mariani Quartet came across a close friend of Brahms, Friedrich Gernsheim, who also wrote three piano quartets, making it a natural pairing, so to speak, for a series.
While the music of Brahms is well known, the encounter with Gernsheim is new territory for some. Yet he was highly regarded during his lifetime, and Richard Strauss, for example, programmed his symphonies. If one takes his total of three piano quartets as an example, one can trace his compositional maturation from a young daredevil successor to Mendelssohn to an admirer of the music of his friend Brahms. The second quartet recorded here forms a bridge, so to speak, between the two poles of style.
The Mariani Piano Quartet devotes itself with equal commitment to both the best-known and neglected pieces. It has firmly established itself as one of the few permanent piano quartets. With performances that are as passionate as technically assured, the four musicians convey enthusiasm and intensity. Thanks to a well-balanced interaction, each instrument in the ensemble plays a role that is basically equally weighted, or rather the role that arises from the respective music, without the piano coming to the fore in an unduly unbalanced way. With this carefully captured togetherness, they not only present a view of Brahms that balances between necessary intensity and restrained balance, but also present Gernsheim’s work as a true treasure.

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