Vladimir Martynov: Come In! (2. Satz) + The Beatitudes; Max Richter: Dona nobis pacem + Vocal + Fragment + November; Philipp Glass: Knee Play 2 aus Einstein on the Beach + Violinkonzert (2. Satz); Peteris Vasks: Meditation für Violine & Orchester Vientulais Engelis; Brian Eno: Emerald and Stone + By this River; Johann Johannsson: Heptapod B: Good Night, Day; Johann Sebastian Bach: Invention Nr. 13 a-moll + Chaconne aus BWV 1004 + Präludium D-Dur BWV 850 + Presto aus BWV 1001; Clark: Mammal Step Sequence; Peter Gregson: Lullaby + Sequence (Four); Christian Badzura: 847; Mari Samuelsen, Violine, Konzerthausorchester Berlin, Jonathan Stockhammer; 2 CDs Deutsche Grammophon 483 58694; Aufnahmen 10+11/2018, Veröffentlichung 06/2019 (106') – Rezension von Uwe Krusch

Als Klassikrezensent kann ich diese CD mit ihren Häppchen natürlich verteufeln, denn besonders seriös wirkt das Produkt auf Anhieb nicht. Als einfacher Zuhörer kann ich mich ihr auch hingeben und mich aufsaugen lassen. Was haben wir hier? Allein schon der Titel ‘Mari’ lässt Unbedarfte natürlich zunächst ratlos, bis man den Untertitel ‘Samuelsen’ wahrnimmt und einen Namen erkennt, so man denn von der Geigerin noch nichts wusste.

Die Norwegerin Mari Samuelsen, die vom Label Deutsche Grammophon durchaus auch nach dem Prinzip ‘Sex sells’ hochaufmerksam blickend und lasziv figurbetont in schwarz, aber durchaus geschmackvoll abgelichtet wurde, legt nach Nordic Noir mit nordischer Filmmusik ein weiteres Album vor, dass man zumindest auf der Grenze zwischen Klassik und Pop ansetzen kann. Zwar ist auch Bach zu hören, aber ansonsten werden nur zeitgenössische Werke von Eno, Glass, Martynov und anderen gereicht, die mit großen fließenden Bögen sowie Stimmungsschönklang arbeiten und so ein Gefühl des Chillens bieten.

Grenzüberschreitungen machen ja viele, wobei sich einige wie Daniel Hope dann doch eher klassisch ausrichten und andere, wie der Langhaarige, rein in die schmierige Seite abgleiten. Mari Samuelsen geht eher mit der Stückauswahl in die verkaufsfördernde Richtung als mit ihrer Spielweise. Sie legt vier Sätze von Bach vor, davon zwei in Bearbeitungen mit Streicherbegleitung, was wieder in die Jazz-Pop Ecke weist. Die große Chaconne aus der zweiten Partita und das Presto aus der ersten Sonate dagegen spielt sie solistisch. Beide Sätze präsentiert sie hochanständig. Sollte sie ein Album nur der Solowerke von Bach vorlegen, so wäre das sicherlich nicht mein Favorit, aber ich würde es auch nicht verdammen. Manches ist etwas harsch, manches wird auch schön fließend und kommunikativ gespielt, was ich so noch nicht gehört habe, was aber anspricht.

Die übrigen, den meditativen Zeitgeist bedienenden Werke erleben durchaus hörenswerte Darbietungen, die eine friedvolle Atmosphäre erzeugen und auch nicht ins kitschig Übertriebene abgleiten. Wer auf diese Musik steht, hat hier eine gute Gelegenheit, eine große Sammlung feiner Happen zu sich zu nehmen. Mal sehen, wie sich die Künstlerin, für diese Aufnahme immerhin mit einer Guadagnini-Violine ausgestattet, weiter entwickelt.

Mit großem Klang aufgenommen, können die Musiker des Konzerthausorchesters Berlin unter Jonathan Stockhammer auch mal ihren Sound-Gelüsten freien Lauf lassen, was sie mit Eleganz und Können auch tun.

In addition to three movements by Bach, Mari Samuelsen plays contemporary works with a minimalist touch and a whitewashing character. The two solo movements by Bach are played in an appealing manner. The other works let the willing listener become happy with their peaceful beautiful sound.

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